Unsichere Reise der Deutschen Bank

GERMANY BANKING DEUTSCHE BANK
GERMANY BANKING DEUTSCHE BANK(c) APA/EPA/FRANK RUMPENHORST
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Die größte deutsche Bank will sich einem Strategiewechsel unterziehen.

Frankfurt. Eine Woche vor der Strategie-Entscheidung bei der Deutschen Bank steigt die Spannung. Medienberichten zufolge beriet der Vorstand in dieser Woche noch einmal über die beiden Modelle, die noch auf dem Tisch liegen: eine Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts und ein Verkauf nur der Postbank.

Seit Monaten brütet die Führungsriege darüber, wie die „neue“ Deutsche Bank aussehen soll, um die chronische Renditeschwäche zu überwinden. Etliche Großinvestoren, die wiederholt frisches Geld in die Bank pumpen mussten, wünschen sich den großen Wurf. Das wäre die Komplettabspaltung des Privatkundengeschäfts inklusive Postbank. In diesem Modell würde eine eigene Privatkundenbank abgespalten und mittelfristig an die Börse gebracht. Übrig bliebe die Investmentbank mit angeschlossener Vermögensverwaltung und dem Zahlungsverkehr. Die Deutsche Bank würde also zerlegt – hätte in der Kernbank aber eine deutlich verkürzte Bilanz, was die Regulierungskosten im Zaum hält.

Politik redet mit

Im Aufsichtsrat fand dieses radikale Modell bei der jüngsten Sitzung im März großen Zuspruch, wie Insider berichteten. Auch die Arbeitnehmervertreter seien dafür, weil hier wohl die meisten Jobs erhalten blieben.

Ein groß angelegtes Sparprogramm wird so oder so erwartet, auch in der Investmentbank. Auch die Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen sowie Chef-Kontrolleur Paul Achleitner hätten die Komplettabspaltung lange Zeit favorisiert, heißt es. Allerdings habe die Berliner Politik inzwischen klare Signale gesendet, dass man eher das „kleine“ Abspaltungsmodell sehen wolle – damit die Deutsche Bank so deutsch wie möglich bleibt.

Der Vorstand wird Finanzkreisen zufolge am kommenden Freitag mit einer endgültigen Empfehlung für eines der beiden Modelle in den Aufsichtsrat gehen, der dann Feedback gibt. Erst danach würde der formelle Vorstandsbeschluss über die neue Strategie fallen und dann wohl auch zeitnah kommuniziert. Fest stehe, dass die Bank alle Seiten mit im Boot haben wolle, betonte ein Insider. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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