Fast-Revolte gegen Patriarch: Piëch droht Entmachtung

Volkswagen. Der Machtkampf um die Führung des Autokonzerns ist noch nicht zu Ende.

Wolfburg. Es hätte sein erster Auftritt nach dem gewonnenen Machtkampf gegen VW-Patriarch Ferdinand Piëch werden sollen: Kurzfristig sagte VW-Chef Martin Winterkorn nun den Besuch der Automesse in Shanghai wegen eines grippalen Infekts ab, wie Konzernsprecher Andreas Lampersbach am Sonntag betonte.

Sieben Tage nach Ausbruch der Führungskrise, die damit begann, dass Piëch Winterkorn öffentlich kritisiert und dessen Zukunft im Konzern infrage gestellt hatte, ist zwar der Zwist beigelegt. Der Krieg sei aber noch lange nicht entschieden, meinte Auto-Professor Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch-Gladbach. Piëch lasse so leicht nicht locker, meinte Bratzel.

Allerdings wackelt Piëchs Position selbst: „Die Mehrheit ist gegen Piëch“, zitierte die „Bild am Sonntag“ einen Aufsichtsrat. Demnach wollten am Donnerstag neben den zehn Arbeitnehmervertretern auch die jeweils zwei Aufsichtsräte des Landes Niedersachsen und der Porsche-Familie Piëch abwählen. Das seien 14 der 20 Aufsichtsräte. Im Präsidium des Aufsichtsrats sei es fast zu einer Revolte gegen Piëch gekommen. Er habe sich zunächst hartnäckig geweigert, Konzernchef Winterkorn im Amt zu belassen und einer entsprechenden Erklärung der fünf anderen Mitglieder zuzustimmen, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.“

Die IG-Metall, der VW-Betriebsrat und das Land Niedersachsen bemühen sich aber nun um Deeskalation. Es gebe keinen Grund, den Rücktritt von Piëch zu betreiben, sagte der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber, der dem VW-Aufsichtsratspräsidium angehört. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2015)

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