Lokführer streiken wieder: "Gift für Standort Deutschland"

Schild mit Aufschrift Streik und durchgestrichenem Bahnsymbol Deutschland sign with label strike an
Schild mit Aufschrift Streik und durchgestrichenem Bahnsymbol Deutschland sign with label strike animago/blickwinkel
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Bereits nach wenigen Tagen führen Ausfälle im Güterverkehr zu Produktionsstörungen, so der DIHK. Die GDL lehnt eine Schlichtung erneut ab.

Bahnreisende in Deutschland müssen sich in den nächsten Tagen wieder auf Verspätungen und Stillstand einstellen. Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn setzen die Lokführer erneut auf Streik. Der Ausstand beginnt im Güterverkehr. Am Mittwoch trifft es dann auch die Fahrgäste. Die Lokführer wollen ab Dienstagnachmittag erneut deutschlandweit ihre Arbeit niederlegen, wie die Gewerkschaft GDL gestern Abend mitteilte. Um 15 Uhr beginnt der Streik zunächst im Güterverkehr und endet am Freitagmorgen um 9 Uhr. Der Personenverkehr soll von Mittwochfrüh um 2 Uhr bis Donnerstag um 21 Uhr bestreikt werden. Zuletzt waren die Lokführer Anfang November in den Ausstand getreten.

Wenig begeistert zeigt sich davon der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Er hat den geplanten Streik als Gift für den Standort Deutschland kritisiert. Die Streikdrohung hänge wie ein Damoklesschwert über der Bahn und ihren Kunden, sagte DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe). Bereits nach wenigen Tagen führten Ausfälle im Güterverkehr zu Produktionsstörungen. Zudem seien mehr als sechs Millionen Berufspendler täglich auf die Bahn angewiesen.

GDL: "Hinhaltetaktik"

Auch die deutsche Industrie hat die angekündigte Arbeitsniederlegung scharf kritisiert und warnt vor Schäden in Millionenhöhe. "Bei durchgängigen Streiks sind in der Industrie empfindliche Produktionsausfälle zu erwarten", sagte Dieter Schweer, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Industrieverband BDI, am Dienstag. "Streikbedingte Schäden können von einstelligen Millionenbeträgen schnell auf bis zu 100 Mio. Euro Schaden pro Tag wachsen." Besonders hart betroffen seien Branchen, die mit ihrer Logistik weitgehend auf die Deutsche Bahn angewiesen seien und ihre Transporte nicht auf andere Verkehrsträger verlagern könnten.

GDL-Chef Claus Weselsky warf der Bahn eine Hinhaltetaktik vor. "Das Management will scheinbar gar kein Ergebnis erzielen", sagte Weselsky der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagsausgabe). Er kritisierte, auch nach 16 Tarifverhandlungsrunden fehlten noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen. Als Beispiel nannte er eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Ein Streitpunkt ist auch die Rolle der Lokrangierführer. Diese Kollegen machten die gleiche Arbeit wie Lokführer, würden aber deutlich schlechter bezahlt und hätten viel schlechtere Arbeitszeitregelungen, betonte Weselsky.

Deutsche Bahn reagiert mit Unverständnis

Der GDL-Chef lehnte in der "Passauer Neuen Presse" eine Schlichtung erneut ab. "Die Bahn verlangt von uns Kompromissfähigkeit. Sie selbst ist aber nicht dazu in der Lage. Unter diesen Voraussetzungen gehen wir nicht in eine Schlichtung", sagte er.

Die Deutsche Bahn reagierte mit Unverständnis auf die siebente Streikaktion seit Beginn des Tarifkonflikt. "Die GDL hätte ihr gewünschtes Zwischenergebnis in den Verhandlungen in nahezu allen Punkten haben können", betonte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber.

(APA/dpa)

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