Stützen die Schweizer den Euro noch?

File picture shows the logo of the Swiss National Bank at the entrance of the SNB in Bern
File picture shows the logo of the Swiss National Bank at the entrance of the SNB in Bern(c) REUTERS (THOMAS HODEL)
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Es gibt Indizien, dass die Notenbank auf dem Devisenmarkt interveniert.

Zürich. Noch nie haben Banken in der Schweiz so viel Geld bei der Notenbank geparkt wie in der letzten Woche. Die Giroguthaben der Banken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) beliefen sich in der Woche zum 24.April auf 385,9 Mrd. Franken. Das bedeutete einen Anstieg von 1,9 Mrd. Franken gegenüber der Woche davor.

Wichtig ist die Entwicklung der sogenannten Sichteinlagen, weil sie als Indiz dafür gilt, ob die SNB auf dem Devisenmarkt eingreift, um den Franken gegenüber dem Euro zu schwächen. Die Zentralbank kauft Euro und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Girokonten gut. Die Gemeinschaftswährung war in der vergangenen Woche im Sog des schwelenden Griechenland-Schuldenstreits bis auf Kurse von knapp über 1,02 Franken abgesackt – den tiefsten Stand seit Jänner. Aktuell werden für einen Euro 1,0375 Franken bezahlt. Zu Zeiten des Mindestkurses waren die Giroguthaben zeitweise um zweistellige Milliardenbeträge gestiegen. Ein SNB-Sprecher wollte keine Stellung dazu nehmen, ob die Notenbank auf dem Devisenmarkt interveniert hat.

Exportwirtschaft leidet

Notenbankchef Thomas Jordan hat wiederholt gesagt, dass man auch nach der Abkehr von der Euro-Kursuntergrenze eingreifen wolle, falls wieder eine Geldwelle auf die Schweiz zurollen sollte. Die Notenbank stemmt sich seit Jänner mit Strafzinsen gegen den Zufluss in den Franken und die für die exportorientierte Industrie schädliche Aufwertung. Einlagen bei der Zentralbank werden aktuell mit einer Gebühr von 0,75Prozent belastet. „Die Tatsache, dass die Sichteinlagen gestiegen sind, impliziert, dass die SNB vermutlich ausländische Werte gekauft hat, insbesondere Euro“, sagt Andreas Ruhlmann von der Genfer IG Bank. Sollte sich der Euro-Franken-Kurs der Parität nähern, könnte die SNB zu einer weiteren Zinssenkung greifen. Laut Ipek Ozkardeskaya, Analyst bei der London Capital Group, lastet die Kombination aus weit offenen EZB-Geldschleusen, ungelöstem Griechenland-Schuldenstreit und Unsicherheit über den Zeitpunkt einer Zinserhöhung in den USA auf den Schultern der SNB. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2015)

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