Eine Botschaft für das Valley

AUSSENMINISTER KURZ  BESUCHT NASA-ZENTRALE IN KALIFORNIEN
AUSSENMINISTER KURZ BESUCHT NASA-ZENTRALE IN KALIFORNIEN(c) APA/DRAGAN TATIC
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Sebastian Kurz besucht mit einer Wirtschaftsdelegation das Silicon Valley, um zu verstehen, wie die digitale Welt regiert wird.

Silicon Valley. Außenminister Sebastian Kurz ist mit einer 30-köpfigen Wirtschaftsdelegation im Silicon Valley und besucht mit Junggründern die Weltzentrale von Facebook in Palo Alto. Ihr Altersdurchschnitt kann mit jenem von Facebook in puncto Jugendlichkeit mithalten. Wobei die freundliche Facebook-Mitarbeiterin, die durch das Unternehmen führt, ihr Alter nicht verraten will. Eine gute Altersspanne – von 16 bis 70 – gebe es hier, sagt sie. 28 ist der Altersdurchschnitt, erfährt der Minister später. Genau so alt, wie er ist. Führungen gibt es nur noch in besonderen Fällen, das führende soziale Netzwerk scheut die Öffentlichkeit.

Seit wenigen Jahren gibt es einen Innovationstourismus ins Valley. Tausende wollen wissen, wie das mit den Start-ups und der digitalen Welt so funktioniert. Kurz trifft fast alle Österreicher, die hier arbeiten, gründen und mitunter scheitern – und das sind gar nicht so wenige. Besucht Inkubatoren und quasi die deutsche Botschaft im Valley, the German Accelerator wird vom deutschen Wirtschaftsministerium und einzelnen Firmen finanziert. Von dem kleinen unscheinbaren Büro werden deutsche Unternehmen beim Landen im Valley beraten und junge Gründer bei ihrer Suche nach Investoren unterstützt. Dabei gilt die simple Regel: Du hast drei Minuten für deine Idee, zusätzlich brauchst du ein Geschäftsmodell und vor allem bereits einen erfolgreichen Versuch, der in einer kleinen Community funktioniert hat und sich skalieren lässt. „Skalieren“ ist das Lieblingswort im Valley.

Bald österreichische Präsenz

Österreich bekommt nun auch ein solches Büro. Zumindest arbeitet Kurz daran: Das Büro des Honorarkonsuls wird erweitert, ein fixer Mitarbeiter wird angestellt, die Kosten teilen sich das Außen-, das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer. Zudem sollen die erfolgreichen österreichischen Digitalveteranen – auch davon gibt es nicht wenige – zu Vorträgen und Seminaren nach Wien eingeladen werden. Und: In Wien will Kurz noch stärker als bisher helfen, Wien als Start-up-Drehscheibe für Südosteuropa zu positionieren.

Während in Europa und auch in Österreich juristisch wie politisch (Josef Ostermayer spricht von einem Schulterschluss) gegen die Marktdominanz von Google vorgegangen wird, besucht Kurz auch die Google-Zentrale und trifft wie bei Facebook die Gouvernance-Spezialisten des Hauses. Der neue Sicherheitschef ist ein Österreicher: Gerhard Eschelbeck soll persönliche Daten von Milliarden vor Dritten schützen, wie er versichert. Wie auch bei Facebook dreht sich das Gespräch um den digitalen Kampf gegen Extremisten wie Jihadisten. Kurz geht es auch um die Kommunikation: „Während die Politik in Europa ihre Gesprächspartner im Vorstand bei Banken, in Industrieunternehmen und traditionellen Medien seit Langem kennt, ist das in der digitalen Welt nicht so. Da müssen wird aufholen.“ In einem Café in San Francisco erklärt Kurz, dass gegen die Marktdominanz Einzelner etwas unternommen werden müsse. Aber da gibt es den einen Satz, den Kurz in den fünf Tagen der Reise immer und immer wieder sagt: „Unter den 20 größten und wichtigsten Digitalunternehmen der Welt ist keines aus Europa. Das sollten wir einmal ändern.“ Das wird nur nicht so leicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

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