Deutscher Bahnstreik: Halbe Milliarde Euro Schaden befürchtet

Vor dem Lokfuehrerstreik
Vor dem LokfuehrerstreikAPA/dpa/Fredrik von Erichsen
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Der längste Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn startet. Ökonomen und Industrie warnen vor massiven Folgen für die Wirtschaft.

Die Deutsche Bahn bereitet sich auf den längsten Streik ihrer Unternehmensgeschichte vor. Die Lokführer wollten ab Montagnachmittag um 15.00 Uhr im Güterverkehr die Arbeit niederlegen. Die Personenzüge sollen ab Dienstag um 2.00 Uhr fünf Tage lang bis Sonntag früh deutschlandweit bestreikt werden. Reisende müssen sich dennoch auf Tage voller Zugausfälle und ungewisser Verbindungen einstellen. Eine Schlichtung des Konflits ist weiter nicht in Sicht. "Wir lassen nicht über Grundrechte schlichten", heißt es von der Gewerkschaft.

Scharfe Kritik an dem neuerlichen Streikaufruf kam aus der Wirtschaft. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer forderte die GDL auf, den angekündigten Ausstand sofort wieder abzusagen. "Der gesamten deutschen Wirtschaft drohen Schäden von täglich 100 Millionen Euro. Das Vorgehen der GDL ist verantwortungslos und vollkommen unverhältnismäßig", sagte Kramer.

Ein dramatisches Bild zeichnet auch der Verband der Chemischen Industrie: "Wenn so ein Streik länger dauert, muss man bei Engpässen mit der Versorgung von Rohstoffen rechnen." Der Schienengüterverkehr ist für die Chemiebranche von großer Bedeutung beim Versand von Rohstoffen, Fertig- und Zwischenprodukten.

"Lager laufen leer, Produktion stottert"

"Alles in allem drohen Streikkosten von einer halben Milliarde Euro", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, am Montag in Berlin. Wenn der Streik wie angekündigt sechs Tage dauere, komme die Lieferkette ins Stocken. "Lager laufen leer, die Produktion stottert, es kann sogar zu Produktionsausfällen kommen", warnte Schweitzer. "Der Bahnstreik kostet die Wirtschaft nicht nur Nerven, sondern richtig Geld." Auch der Arbeitgeberverband und der Bundesverband der Deutschen Industrie kritisierten den Streik und warnten vor den Auswirkungen für die Wirtschaft.

Ökonomen zufolge kann der Ausstand sogar das Bruttoinlandsprodukt drücken. "Das könnte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,1 Prozentpunkte senken", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees. Er rechnet für April bis Juni bisher mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. "Je länger der Streik dauert, umso größer die Gefahr, dass auch mal Aufträge storniert werden", sagte Rees.

Gabriel: "Streik kaum noch nachzuvollziehen"

Auch von der Regierung gab es scharfe Kritik: "Der Tarifstreit bei der Bahn ist für Außenstehende kaum noch nachzuvollziehen", sagte Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) der "Bild"-Zeitung. Der Ausstand der Lokführer werde "Pendler und Reisende, aber auch die Deutsche Bahn und die gesamte deutsche Wirtschaft insgesamt schwer treffen".

Starke Beeinträchtigungen

Sechs Tage lang soll der neue Streik bei der Deutschen Bahn dauern. Die Ersatzfahrpläne für die kommenden Tage werden unter www.bahn.de ins Internet gestellt werden. Die Deutsche Bahn werde alles unternehmen, um die Auswirkungen für ihre Kunden so gering wie möglich zu halten, hieß es. Dennoch müsse mit starken Beeinträchtigungen gerechnet werden. Zum Vergleich: Beim jüngsten Streik im April waren im Fernverkehr zwei von drei Zügen und im Regionalverkehr etwa jeder zweite Zug ausgefallen.

(APA/dpa)

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