Rohstoffe: Ölpreis steigt auf Jahreshoch

(c) REUTERS (LUCY NICHOLSON)
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Analysten halten den Preisanstieg bei Öl für übertrieben. Auch die Spritpreise kletterten in Österreich seit Jänner um 13 Cent.

Wien. Der Ölpreis ist am Mittwoch auf ein Jahreshoch gestiegen. Der Preis für die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee kletterte um 2,4 Prozent auf 69,14 US-Dollar pro Barrel. Seit Mitte Jänner verteuerte sich Brent um mehr als 20-US-Dollar. Ähnlich ist die Entwicklung bei anderen Ölsorten. Der Kurs für ein Fass der US-Sorge West Texas Intermediate (WTI) legte am Mittwoch zeitweise um 2,7 Prozent auf 62,05 US-Dollar zu. „Zuletzt gab es auf den Rohstoffmärkten nur ein großes Thema: Öl, Öl, Öl“, erklärten Analysten.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. In den vergangenen Tagen wurden die Kämpfe in Libyen schlimmer. Daher musste ein wichtiger Hafen, über den Erdöl nach Europa gebracht wurde, geschlossen werden. Seit 2010 sind die Ölexporte aus Libyen um zwei Drittel eingebrochen. Auch der jüngste Militäreinsatz von Saudiarabien im Jemen sorgte für Unruhe. Denn Jemen liegt in der Nähe einer wichtigen Route für Öltanker. Hinzu kommt, dass Saudiarabien vor Kurzem den Ölpreis für Kunden in den USA und in Westeuropa erhöht hat.

Analysten vermuten, dass Spekulanten die Lage im Jemen und in Libyen nutzen, um den Preis bewusst nach oben zu treiben. Ein weiterer Grund für das Plus sind die neuen Lagerdaten aus den USA. Bislang war man davon ausgegangen, dass die USA über viel zu große Ölvorräte verfügen. Doch nun berichtete das Forschungsinstitut American Petroleum Institute, dass die Lagerbestände in den USA zurückgegangen sind.

Die Situation auf den internationalen Ölmärkten ist auch an den österreichischen Tankstellen zu spüren. Seit Jahresbeginn haben sich die Spritpreise laut ÖAMTC-Angaben um rund 13 Cent erhöht.
Wie geht es nun weiter? Die Analysten der Commerzbank erklärten am Mittwoch, dass sie das Ausmaß des Preisanstiegs und das gegenwärtige Preisniveau für übertrieben hielten.

Auch wenn die Lagerbestände in den USA gesunken seien, sei der Ölmarkt nach wie vor „deutlich überversorgt“, so die Commerzbank. Weiters haben Delegierte der Organisation Erdölexportierender Länder (Opec) angedeutet, dass bei der nächsten Sitzung Anfang Juni in Wien keine Änderung der Förderpolitik zu erwarten sei. Somit werde die Opec nach Meinung der Commerzbank-Analysten weiterhin über Bedarf produzieren.

Wenig Bewegung bei Gold

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung bei anderen Rohstoffen. Im Zuge der steigenden Ölpreise kletterte der Index der Londoner Metallbörse in den vergangenen sieben Handelstagen um mehr als neun Prozent.

Keine markante Bewegung gibt es dagegen beim Goldpreis. Dieser liegt seit Ende März knapp unter der Marke von 1200 US-Dollar je Feinunze. Analysten gehen davon aus, dass sich hier in der nächsten Zeit weiterhin nicht viel tun wird. Seit mehr als vier Jahren befindet sich Gold im Abwärtstrend. Seit dem Allzeithoch im September 2011 hat sich Gold um knapp 700 US-Dollar verbilligt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2015)

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