Griechenlands Zaubertrick

(c) REUTERS (YANNIS BEHRAKIS)
  • Drucken

Die griechische Regierung verzögert die Zahlung an den Internationalen Währungsfonds IWF und erschafft sich ein paar Tage Zeit.

Athen/Wien. Griechenland hat am Dienstag 750 Mio. Euro an den Internationalen Währungsfonds IWF zurückgezahlt, wie der Fonds auch bestätigte. Was zuerst nach einer guten Nachricht klingt, wirft zugleich neue Fragen auf. Vor allem eine: Woher kommt das Geld? Die Antwort ist wenig beruhigend: Berichten zufolge hat Athen 650 der insgesamt 750 Mio. Euro einfach von einem IWF-Konto auf das andere verbucht.

Mitgliedsländer unterhalten bei dem Fonds zwei Konten – eines für die eingezahlten Beiträge und ein Notfallkonto. „Wir haben auf das Notfallkonto zugegriffen“, sagte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Dieses müsse jetzt „binnen einiger Wochen“ wieder aufgefüllt werden. Laut der griechischen Zeitung „Kathimerini“ hat der IWF dieser Transaktion auch zugestimmt. Zusätzlich soll die Regierung rund 100 Millionen Euro aus ihren Barreserven überwiesen haben.

Bedeutet im Klartext: Griechenland hat seine Schulden beim IWF keineswegs beglichen, sondern lediglich die Zahlung erneut verzögert. Griechenland, das von den Kapitalmärkten ausgeschlossen bleibt, sollte dem Fonds im Laufe des Jahres noch knapp zehn Mrd. Euro zurückzahlen – rund zwei Mrd. davon bereits im Juni und Juli. Von den 7,2 Mrd. bereits versprochener und noch ausstehender Hilfen der Troika sollen wiederum 3,5 Mrd. Euro vom Währungsfonds kommen.

Dass mit der dienstäglichen „Bezahlung“ der Tranche an den IWF nichts gelöst ist, zeigt auch diese Rechnung: Die Cashreserven des Landes dürften inzwischen auf rund 90 Mio. Euro geschrumpft sein. Aber allein im Mai wird die Regierung 1,7 Mrd. (also 1700 Mio.) Euro brauchen, um Pensionen und Beamtengehälter zu bezahlen. Das Verhältnis zwischen Griechenland und IWF gilt als zunehmend angespannt.

Auf zur BRICS-Bank?

Vor diesem Hintergrund interessant: Der russische Finanzminister, Sergej Storchak, hat dem griechischen Premier, Alexis Tsipras, in einem Telefongespräch am Montag angeboten, dass Griechenland das sechste Mitglied der New Development Bank werden könnte. Die NDB gilt als Alternative zu IWF und Weltbank und geht auf eine Initiative der BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) zurück. Für Athen könnte sie zur neuen Geldquelle werden. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.