Nicht mehr als ein goldenes Strohfeuer

Gold bars are stacked at a safe deposit room of the ProAurum gold house in Munich
Gold bars are stacked at a safe deposit room of the ProAurum gold house in Munich(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Der jüngste Anstieg der Goldnotierung sieht noch nicht nach der lang erwarteten Trendwende aus.

Goldanleger haben in der vergangenen Woche Grund zum Staunen gehabt: Der seit Langem sehr gedrückte Preis des Edelmetalls ist binnen weniger Tage kräftig nach oben gehüpft und hat die Schwelle von 1200 Dollar je Feinunze offenbar mühelos übersprungen. Ist das jetzt die lang erwartete Trendwende oder zumindest der Beginn einer vernünftigen Bodenbildung?

Ich würde da noch vorsichtig sein. Jubelprognostiker geben jetzt zwar schon wieder kurzfristige Kursziele von 1300 Dollar oder mehr aus. Der Markt muss diese etwas rasch aufgekommene Euphorie aber wohl erst bestätigen, bis dahin kann man sich ruhig noch Zeit lassen.

Tatsächlich hat sich am fundamentalen Umfeld ja nicht allzu viel geändert. Der Mini-Goldboom der vergangenen Tage hat seine Ursachen wohl außerhalb der Edelmetallmärkte.

Wer da fündig werden will, muss eher auf dem Devisenmarkt suchen: Dort hat der Dollar zu schwächeln begonnen. Und eine schwache US-Währung hilft normalerweise auch dem Gold auf die Sprünge. Das ist freilich auch der Grund, warum Euro-Goldanleger vom jüngsten Aufschwung nur wenig haben, während sie im Vorjahr dank Dollarstärke trotz des Preisverfalls des in Dollar notierten Golds recht schön gewinnen konnten.

Dass der Goldpreisanstieg in dieser Woche so vergleichsweise heftig ausfiel, könnte auch viel damit zu tun haben, dass Goldgroßspekulanten von der überraschenden Volte des Goldpreises auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Zumindest der mehr als zweiprozentige Kurssprung am vergangenen Mittwoch könnte durchaus mit einem kleinen Short Squeeze zu tun haben, der dadurch entstand, dass Shorties ihre Positionen schließen und sich zu diesem Zweck mit Gold eindecken mussten.

Angesichts der zuletzt mäßigen Konjunkturdaten aus den USA, die eine schnelle Zinswende wieder unwahrscheinlicher machen, scheint der Dollar-Höhenflug zwar für längere Zeit gestoppt zu sein. Allerdings scheinen die großen Notenbanken auch nicht gewillt zu sein, die Goldnotierung davonziehen zu lassen.

Allzu optimistische Prognosen dürften also verfrüht zu sein. Die Notierung dürfte weiter im zuletzt gesehenen Band zwischen 1180 und 1230 Dollar verbleiben. Damit könnten wir den Höhepunkt des jüngsten Goldstrohfeuers schon gesehen haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2015)

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