Benko greift wieder nach Kaufhof

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Angebot. Der Tiroler Investor René Benko soll dem Metro-Konzern 2,9 Mrd. Euro für die deutsche Warenhauskette Kaufhof geboten haben. Die Metro-Aktie reagierte darauf aber nur sehr kurz.

Wien/Düsseldorf. Projekt Zeus hieß ein Geheimpapier des ehemaligen Karstadt-Vorstands Nicolas Berggruen, in dem erstmals von einer „neuen deutschen Warenhaus AG“ die Rede war: Eine Fusion mit dem größten Konkurrenten von Karstadt, der zu Metro gehörenden Galleria-Kaufhof-Kette, sollte die beiden in die Jahre gekommenen deutschen Warenhaus-Schlachtschiffe durch Synergieeffekte wieder fit machen.

Mittlerweile ist die „neue deutsche Warenhaus AG“ in der Branche schon zum geflügelten Wort geworden. Kaufhof gehört aber immer noch der Metro. Dafür gehört Karstadt mittlerweile René Benko, was die Karten in Sachen Kaufhof wieder neu gemischt hat.

Zweiter Anlauf von Benko

Benko, der mit der Signa Holding im August vergangenen Jahres den Sanierungsfall Karstadt für einen symbolischen Euro übernommen hat, gehört nämlich selbst schon länger zum Kreis der Kaufhof-Interessenten. 2011 hatte er sich just mit dem damaligen Karstadt-Chef Berggruen ein Bieterduell um Kaufhof geliefert. Keiner der beiden kam damals zum Zug, Metro-Chef Olaf Koch legte den Verkauf kurz nach seinem Amtsantritt Anfang 2012 auf Eis.

Jetzt dürfte es laut „Handelsblatt“ wieder ernst werden. Benko soll Metro eine Offerte von 2,9 Mrd. Euro für Kaufhof vorgelegt haben. 2011 hatte er Metro 2,4 Mrd. Euro geboten, im Lauf der Verhandlungen dann aber auf 2,05 Mrd. Euro reduziert – was Metro zu niedrig war, außerdem sei die Finanzierung nicht gesichert gewesen, hieß es damals. Metro bestätigt, dass die Verhandlungen mit Benko wieder aufgenommen wurden, bei der Signa-Holding heißt es wie üblich: „Kein Kommentar.“

An der Börse wurde die Nachricht im ersten Moment äußerst positiv aufgenommen. Die Aktie von Metro eröffnete mit einem Plus von dreieinhalb Prozent. Im Verlauf des Tages ließ die Begeisterung jedoch wieder nach. Am Ende war der Zugewinn auf knapp ein halbes Prozent zusammengeschmolzen.

Dies, obwohl Benko nicht der einzige Kaufhof-Interessent ist. Auch die kanadische Kaufhauskette Hudson's Bay verhandelt dem Vernehmen nach mit Metro, soll aber noch kein Angebot vorgelegt haben. Der Konzern mit 322 Warenhäusern, der vor zwei Jahren die US-Kaufhauskette Saks Fifth Avenue für 2,4 Mrd. Dollar gekauft hat, würde gern in Europa Fuß fassen. Und dass der Familienkonzern Haniel, dem 25 Prozent der Metro-Anteile gehören, diese lieber heute als morgen loswerden würde, ist ein offenes Geheimnis. Die anderen Geschäftsbereiche der Metro-Gruppe, Makro Cash & Carry, Real, Media Markt und Saturn zählen zu den solideren Performern. Kaufhof ist mit 119 Filialen und 21.500 Mitarbeitern die größte Warenhauskette Deutschlands und im Gegensatz zum Konkurrenten Karstadt zwar profitabel, der Nettogewinn ist aber 2013/14 im Vergleich zum Vorjahr von 214 Mio. Euro auf 193 Mio. Euro um fast 27 Prozent zurückgegangen. Der Umsatz blieb mit rund drei Mrd. Euro konstant.

Karstadt als Modell

Für Investoren wie Benko attraktiv an Kaufhof ist der Immobilienwert der guten Standorte – einige davon befinden sich in Top-Zentrumslagen deutscher Innenstädte. Die Häuser in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Hannover und Düsseldorf machen knapp die Hälfte des Immobilienwerts der Kette aus. Sollte Benko Kaufhof übernehmen, wird die Zahl der Standorte wie bei Karstadt reduziert werden. Dort ging die Zahl der Filialen seit 2010 von 115 auf 83 zurück, erst Ende März wurden 960 Mitarbeiter gekündigt. Im Ende September auslaufenden Geschäftsjahr 2014/15 soll sich bei Karstadt nun erstmals eine schwarze Null ausgehen. (Es/Ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2015)

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