Varoufakis soll Treffen in Riga heimlich aufgezeichnet haben

Greek Finance Minister Yanis Varoufakis Speaks At Brookings Institution
Greek Finance Minister Yanis Varoufakis Speaks At Brookings InstitutionBloomberg
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Berlin und Athen sind in Aufregung. Der griechische Finanzminister will den Bericht einer US-Zeitung weder bestätigen noch dementieren.

Während des informellen Treffens der Eurogruppe vergangenen Monat in der lettischen Hauptstadt Riga soll es richtig zur Sache gegangen sein. Und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis soll laut einem im Magazin der "New York Times" veröffentlichten Bericht von dem Treffen mit den Euro-Finanzministern heimlich Tonaufnahmen gemacht haben. In Berlin und Athen gab es am Donnerstag Aufregung.

In dem Bericht der New Yorker Zeitung heißt es, Varoufakis habe das Treffen mit seinen Kollegen aufgezeichnet, könne die Aufzeichnung aufgrund von Vertraulichkeitsbestimmungen aber nicht veröffentlichen. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem habe deutlich gemacht, dass die Treffen der von ihm geführten Euro-Finanzminister vertraulich seien. Das sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel. "Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren", fuhr die Sprecherin fort.

Im Gespräch mit dem Blatt bezeichnet Varoufakis Medienberichte über Beschimpfungen bei den Treffen der Finanzministertreffen hinter verschlossenen Türen als Desinformation. Mit einem solchen "Göbbels-artigen Propaganda-Stil" werde versucht, das Klima der Verhandlungen zu ändern. Insider berichteten damals, dass der griechische Finanzminister als "Glücksritter", "Zeitverschwender", "Zocker" oder "Amateur" sowie als "verantwortungslos" und "dilettantisch" kritisiert wurde.

Das wurde von Varioufakis stets bestritten. In einem Interview mit der „Zeit“ erklärte er vor Wochen, dass die Gruppe trotz der harten Verhandlungen einen sehr kollegialen Umgang pflege.

Griechischer Politker: "Wäre inakzeptabel"

In Deutschland griff die "Bild"-Zeitung am Donnerstag den Bericht auf. Sie schreibt von einem "Skandal". Auch in Athen gibt es Empörung. "Es wäre inakzeptabel, falls er es gemacht hat", sagte der Vizepräsident des griechischen Parlaments, Alexis Mitropoulos, der wie Varoufakis der linken Syriza-Partei angehört, am Donnerstag im griechischen Fernsehen.

Varoufakis hatte den Bericht am Mittwochabend weder bestätigt noch dementiert. "Meine Achtung der Vertraulichkeit meiner Gespräche mit meinen Amtskollegen (...) ist beispielhaft", erklärte Varoufakis vor Journalisten. Anschließend aber sagte er bei einem Seminar, er sei glücklich darüber, dass manche Angst hätten, dass das, was sie bei dem Treffen der Eurogruppe gesagt haben, ans Tageslicht komme.

Kaum Fortschritte im Kampf gegen Steuerbetrug

Indes wurde bekannt, dass die neue griechische Regierung in dem von ihr angekündigten Kampf gegen Steuerbetrüger kaum vorankommt. Die Liste der früheren französischen Finanzministerin und heutigen IWF-Chefin Christine Lagarde mit Kontendaten über mutmaßliche griechische Schwarzgeldkonten bei einer Bank in der Schweiz ist auch nach fünf Jahren so gut wie nicht abgearbeitet. Von 2062 Fällen sind erst 49 Prüfungen mit einer Steuerschuld von rund 31 Millionen Euro festgestellt worden. Das räumt der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis in einem Schreiben an den deutschen SPD-Politiker Joachim Poß ein.

>> Bericht der "New York Times"

(APA/dpa)

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