China und USA feilschen ums Geld

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Es ist ein entscheidendes Jahr für Geldsystem und Börsen. Wird der Yuan im IWF akzeptiert, ist der Weg frei zu einer „Weltwährung“. Wenn nicht, werden die BRICS Alternativen entwickeln.

Wien. Die Architektur der „Global Governance“, also in etwa der Weltregierung, ist extrem kompliziert und zunehmend handlungsunfähig. An vielen Stellen sind große Fragen offen – die sich meist um die alte Hegemonialmacht USA und die aufstrebende Wirtschaftsmacht China drehen. Sind diese Fragen einmal beantwortet, wird die Börse mit Sicherheit als Erstes davon erfahren, denn heuer ist das Jahr der Entscheidung für das Geldsystem.

Kommende Woche werden sich die Finanzminister und Notenbankchefs zum Treffen der G7 in Dresden einfinden. Deutschland obliegt heuer der Vorsitz dieser Runde der alten Industriestaaten (USA, Deutschland, Japan, Kanada, Italien, Frankreich und Vereinigtes Königreich). Russland wurde vergangenes Jahr aus der G8 ausgeschlossen – seitdem ist es nur noch die G7. Dem gegenüber stehen die BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die sich im Juli treffen werden.

Bei beiden Gipfeln wird es vor allem ein Thema geben: die Reform des Internationalen Währungsfonds und den Aufstieg der chinesischen Währung Yuan (Renminbi). Der IWF hat schon ab den 1960er-Jahren einen Währungskorb entwickelt, der dafür gedacht ist, den US-Dollar mittelfristig als Reservewährung abzulösen. Dieser Korb trägt den unschönen Namen „Sonderziehungsrechte“. Der Clou: Wenn eine Zentralbank „Sonderziehungsrechte“ in ihren Reserven hält, hält sie sozusagen vier Währungen gleichzeitig: Dollar, Euro, Yen und Pfund.

Die USA sträuben sich

Benötigt die Zentralbank eine dieser Devisen, kann sie ihre „Sonderziehungsrechte“ eintauschen. Der Währungskorb ist als Vorstufe zu einer echten, weltweiten Währung gedacht – ähnlich dem ECU als Vorläufer des Euro. Eine Inkludierung des Yuan würde sowohl die „Sonderziehungsrechte“ als auch den zuletzt gelähmten Währungsfonds aufwerten.

China wünscht sich, dass der Yuan noch heuer (beim IWF-Meeting im Oktober) in den Korb der „Sonderziehungsrechte“ aufgenommen wird. Damit hätte der Yuan auf einen Schlag „Reservestatus“ erreicht – was aus der Perspektive Pekings den Stellenwert des Yuan in einer sich rapide verändernden Welt widerspiegeln würde. Aber noch sträuben sich die USA, den Yuan aufzunehmen. Und auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann ist im Vorfeld des G7-Gipfels in Dresden skeptisch: „Als eine internationale Reservewährung muss der Renminbi liquide und frei konvertierbar sein, das trifft zurzeit noch nicht vollumfänglich zu.“

AIIB als Druckmittel

Sollte China seine Währung aber vollkommen freigeben, stünde der Aufnahme des Yuan in den Klub der Weltwährungen nichts mehr im Weg, so Weidmann. Auch Washington kritisiert seit Langem, dass China seine Währung künstlich drückt, um sich den Vorteil günstiger Exporte zu sichern.

Wegen dieser Pattstellung wird zunehmend auch über alternative Wege diskutiert, den Yuan als Reservewährung zu etablieren. Eine ziemlich radikale Möglichkeit wäre die Deckung der chinesischen Währung durch die wachsenden Goldreserven des Landes (die „Presse“ berichtete).

Ein anderer Weg, Druck auf die USA und die G7 auszuüben, ist die Gründung der Asiatischen Infrastruktur Investitionsbank AIIB, an der sich auch Österreich als eines von 57 Ländern beteiligt hat. Die Führungsrolle in dieser Bank wird wohl China zufallen – gefolgt von Indien, wie Insider berichten. Sie soll noch heuer starten. Allerdings erst, wenn im Oktober die Frage geklärt wird, ob der Yuan in den Klub der „Großen“ darf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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