Gewerkschaft droht Deutscher Post mit Ausweitung der Streiks

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Gewerkschaft droht Deutscher Post mit Ausweitung der Streiks REUTERS
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Der Konzern müsse die Forderung nach höheren Löhnen und kürzeren Arbeitszeiten umsetzen, fordert die Gewerkschaft.

Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post verschärft die Gewerkschaft Verdi ihre Gangart. Der Konzern müsse die Forderung nach höheren Löhnen und kürzeren Arbeitszeiten umsetzen, forderte Verdi-Chef Frank Bsirske am Mittwoch bei einer Demonstration am Rande der Post-Hauptversammlung in Frankfurt.

Geschehe dies nicht, werde Verdi auch gegen die Einrichtung neuer Gesellschaften streiken, deren Beschäftigte weniger Lohn als ihre Kollegen im Konzern erhalten. Post-Vorstandschef Frank Appel verteidigte dagegen seinen Kurs: "Wir sind mit unseren Löhnen nicht wettbewerbsfähig. Deshalb müssen wir neue Wege gehen."

Der Konzern hat neue Gesellschaften eingerichtet, in denen die Mitarbeiter niedrigere Löhne erhalten als Beschäftigte im Konzern. Verdi läuft dagegen Sturm. Seit Wochen ruft die Gewerkschaft zu immer neuen Warnstreiks auf. Der Post sind einem Sprecher zufolge durch die Arbeitsniederlegungen bisher Kosten von rund fünf Millionen Euro entstanden.

Die Tarifstruktur des ehemaligen Staatsmonopolisten gehe "noch auf Behördenzeiten zurück", sagte Appel. Dies ändere die Post durch die neuen Gesellschaften, mit denen aber "ganz sicher keine Billigjobs" geschaffen würden. Er sei optimistisch, dass mit Verdi am Ende doch noch eine tragfähige Lösung gefunden werden könne.

Bsirske griff Appel vor protestierenden Postlern scharf an. Der Vorstand wolle die Gewinne auf dem Rücken der Belegschaft maximieren und verspreche den Aktionären höhere Dividenden, während die Beschäftigten weniger Lohn bekommen sollten. Der Konzern setzte Leiharbeiter und Beamte als Streikbrecher ein und spalte damit die Belegschaft. "Diese Botschaft nehmen wir nicht hin", rief Bsirske. "Noch ist Zeit zur Umkehr." Halte der Vorstand aber an seinem Kurs fest, "dann kann es nur eine Lösung geben und die heißt Streik".

Klima seit Monaten vergiftet

Das Klima zwischen Post und Verdi ist bereits seit Monaten vergiftet. Auslöser war die Ankündigung der Post, Tausende neue unbefristete Stellen zu schaffen - allerdings in 49 neuen Gesellschaften, für die niedrigere Löhne als im Konzern gelten. Verdi sieht dies als Bruch geltender Verträge. Die Gewerkschaft will für die 140.000 Tarifbeschäftigten des Konzerns 5,5 Prozent mehr Lohn sowie eine Verkürzung der Wochen-Arbeitszeit auf 36 von 38,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich durchsetzen. Die Gewerkschaft setzte am Mittwoch ihre Warnstreiks unter anderem in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland fort.

Appel bekräftigte bei dem Aktionärstreffen die Gewinnprognosen des Konzerns für 2015 und 2016. Im laufenden Jahr soll danach der operative Gewinn (Ebit) bei 3,05 bis 3,2 Milliarden Euro liegen, 2016 soll er dann deutlich auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigen. Dies werde aber nicht einfach, der Wettbewerb sei hart, die Weltwirtschaft wachse nur langsam. Er räumte erneut Probleme im weltweiten Frachtgeschäft ein, die die Ergebnisse des Konzerns in den vergangenen Quartalen belastet hatten.

Der Post-Chef kümmert sich mittlerweile persönlich um das kriselnde Frachtgeschäft: Nach dem Abgang von Spartenchef Roger Crook im April fungiert er dort als Interims-Chef. Die Sparte macht rund ein Viertel des Konzernumsatzes aus. Die Post will vor allem in die Datenverarbeitung des Frachtgeschäfts investieren, die großteils mit Papierdokumenten arbeitet.

(APA/Reuters)

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