USA drängen auf Lösung der Krise in Griechenland

US-Finanzminister Jack Lew
US-Finanzminister Jack Lew Bloomberg
  • Drucken

Finanzminister Lew will mehr Flexibilität vom IWF und der Eurozone. Die Folgen eines Scheiterns könnten unterschätzt werden.

USA drängen Europa und den Internationale Währungsfonds (IWF) zu mehr Flexibilität im Umgang mit den reformmüden Griechen. US-Finanzminister Jack Lew warnte am Mittwoch vor dem G7-Finanzministertreffen, es im Schuldenstreit mit der neuen Regierung in Athen auf einen Kollaps ankommen zu lassen. Auch aus Sicht von Ökonomen birgt ein solches Szenario unkalkulierbare Risiken.

Die Amerikaner drängen darauf, das Griechenland-Problem endlich aus der Welt zu schaffen. Die USA warnen: Sollte die Rettung Griechenlands scheitern, würde das nicht nur die sozialen Probleme in dem Mittelmeerland verschärfen, sondern könnte auch Gefahren für die europäische Wirtschaft und sogar für die Weltwirtschaft mit sich bringen. Lew sagte in London, die Europäer und der IWF müssten beweglich genug sein, um eine Eskalation zu verhindern. Seine größte Sorge sei, dass es zu Fehleinschätzungen der Folgen komme.

Schäuble: "Ursachen im Land selbst"

Rückendeckung bekam Lew von der EU-Kommission. "Wir teilen die Meinung, dass die Gespräche erfolgreich abgeschlossen werden müssen", sagte Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis. Voraussetzung sei aber, dass die griechische Regierung eine umfassende Reformliste vorlege. Auch am Donnerstag verhandelten die Experten über die Auflagen für die weitere Hilfsmilliarden.

Finanzminister Wolfgang Schäuble sieht die Verantwortung für die Misere vor allem bei den Griechen selbst. "Die deutsche Bundesregierung ist nicht an allem schuld", wies er den Schwarzen Peter von sich. Schäuble zufolge liegen die Ursachen des Problems nicht im Ausland. "In den meisten anderen Mitgliedsstaaten geht es wegen der niedrigen Ölpreise und der Abwertung des Euro aufwärts. In Griechenland aber nicht", sagte der CDU-Politiker der "Zeit". Das Land sei nicht wettbewerbsfähig. Die Griechen wollten den Euro behalten, nicht aber das Reformprogramm: "Das passt nicht zusammen."

Fünf Milliarden Euro angehoben

Dass es zu Beschränkungen im Geldverkehr kommen könne, schloss Schäuble nicht aus: "Die Entscheidung über Kapitalverkehrskontrollen obliegt allein den Mitgliedsstaaten." Wegen der drohenden Pleite ziehen die Griechen verstärkt Geld von ihren Konten ab. Nach Angaben von Insidern aus der Branche waren es im April fünf Milliarden Euro nach 1,9 Mrd. im März.

Am Finanzmarkt wird das Risiko eines Auseinanderbrechens der Eurozone zurzeit als etwas geringer eingeschätzt. Im Mai gaben in einer Sentix-Umfrage unter 1.000 Investoren 41,2 Prozent an, dies zu erwarten. Im April waren es noch 49 Prozent gewesen. Die Privatbank Metzler warnte eindringlich vor einem Euro-Austritt Griechenlands. Dies wäre vergleichbar mit einem Kopfsprung in unbekannte Gewässer.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.