Banken drohen höhere Kapitalquoten

EZB in Frankfurt am Main
EZB in Frankfurt am Main(c) APA/dpa/Boris Roessler (Boris Roessler)
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Zusätzlich zu den Vorgaben der EZB stehen Österreichs Banken auch nationale Kapitalvorschriften ins Haus. Eine Entscheidung darüber könnte schon am Montag fallen.

Wien. Der kommende Montag könnte für Österreichs Banken – aber auch für den gesamten heimischen Finanzmarkt – eine große Veränderung der Spielregeln bringen. An diesem Tag tritt nämlich das Finanzmarktstabilitätsgremium zusammen, in dem Vertreter von Nationalbank, Fiskalrat, Finanzministerium und Finanzmarktaufsicht (FMA) sitzen und das in Folge der Finanzkrise geschaffen wurde. Und dieses der Öffentlichkeit kaum bekannte Gremium entscheidet darüber, inwiefern die Banken hierzulande Kapitalpuffer für makroökonomische Risken einführen müssen.

Zwei bis drei Prozent mehr?

Eine Entscheidung darüber wurde bei der letzten Sitzung im Februar noch vertagt. Am kommenden Montag könnte sie nun jedoch erfolgen, erwartet man in der Branche. Konkret könnten die als systemrelevant qualifizierten heimischen Banken dazu verpflichtet werden, künftig zwischen zwei und drei Prozent mehr hartes Eigenkapital vorzuhalten.

Auf den ersten Blick erscheint diese Frage nur für betroffene Institute (Erste Bank, Bank Austria, Raiffeisen International, Bawag sowie die Raiffeisen-Landesbanken von Niederösterreich-Wien und Oberösterreich) relevant zu sein. Sie hat über die Kreditvergabe, die durch höhere Eigenkapitalvorschriften erschwert wird, aber auch auf den gesamten heimischen Finanzmarkt Einfluss.

Derzeit liegt die auf den Basel-III-Regeln basierende gesetzlich vorgeschriebene Kapitalquote für Banken bei 4,5 Prozent. Hinzu kommen allerdings bereits zwei Puffer auf europäischer Ebene. So gibt es einen Kapitalerhaltungspuffer im Ausmaß von 2,5 Prozent (die schrittweise bis 2019 erreicht werden müssen) sowie einen Puffer für systemische Risken in Höhe von einem Prozent. In Summe muss die Eigenkapitalquote (spätestens in vier Jahren) also acht Prozent betragen.

Da die heimischen Banken in der Regel schon heute eine Kapitalquote von knapp über zehn Prozent ausweisen, ist das keine große Aufgabe. Kommt hier nun jedoch auf nationaler Ebene ein weiterer Puffer hinzu, könnte es mit dem bestehenden Eigenkapital knapp werden. Die Banken müssten also darauf reagieren, um die Vorgaben zu erfüllen.

Das können sie durch zusätzliches Kapital – etwa in Form von Kapitalerhöhungen an der Börse. Diese seien derzeit jedoch schwer durchzuführen, da die Investoren mit der Rentabilität der Finanzinstitute nicht zufrieden seien, heißt es. Die zweite Methode wäre das Einbehalten von Gewinnen, um Eigenkapital aufzubauen. Allerdings sprudeln auch diese nicht mehr so stark wie früher und werden von der Bankensteuer sowie den verpflichtenden Dotierungen zum europäischen Bankenrettungsfonds sowie dem heimischen Einlagensicherungsfonds wieder aufgefressen.

Geringere Kreditvergabe

Die dritte Methode ist die Reduktion des Geschäftsvolumens. Dann steigt auch bei gleich bleibendem Eigenkapital die Quote. Das bedeute jedoch auch, dass bei einem plötzlichen Anstieg der Kreditnachfrage aufgrund einer besseren Konjunkturlage diese eventuell nicht mehr vollständig gestillt werden könnte, so ein heimischer Bankmanager jüngst zur „Presse“.

Dass diese Verschärfungen trotzdem kommen werden, gilt in der Branche jedoch als unzweifelhaft. Am Montag könnte die Entscheidung darüber allerdings auch neuerlich vertagt werden, da die EZB derzeit die Berechnungsmethoden der Kapitalquoten in den EU-Staaten harmonisieren will. Und das könnten die heimischen Aufsichtsbehörden abwarten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2015)

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