USA: Mangelware Hühnerfutter macht Bio-Geflügel doppelt teuer

Huehner und Hahn - hens and cock
Huehner und Hahn - hens and cockwww.BilderBox.com
  • Drucken

Gesundheitsbewusste Amerikaner mit Appetit auf Bio-Geflügelfleisch müssen sich ein teures Vergnügen leisten können. Es gibt zu wenig Bio-Hühnerfutter.

Gesundheitsbewusste Amerikaner mit Appetit auf Bio-Hähnchenfleisch müssen sich ein teures Vergnügen leisten können. Das Bio-Geflügelleisch ist mehr als doppelt so teuer wie ein konventionelles Hähnchen. Grund dafür ist nicht zuletzt der Mangel an Hühnerfutter, das Bio-Richtlinien entspricht. Auch ein zertifiziertes amerikanisches Bio-Huhn benötigt Futter, das nicht bestrahlt wurde, nicht mit Kunstdünger, bestimmten Pestiziden und genetisch veränderten Organismen in Berührung kam. Außerdem brauchen die Hühner Zugang zu Freiflächen, dürfen keine Antibiotika erhalten und ebensowenig Hormone. Bis zu zehn Dollar (9,1 Euro) kostet daher ein Pfund (0,454 Kilo) Brustfilet von einem derart aufgezogenen Bio-Huhn in den USA.

Gäbe es mehr eigenes Bio-Futter in den USA, könnte das Angebot an Bio-Hühnerfleisch zunehmen und preisgünstiger werden. Unternehmen wie Perdue Farms Inc. importieren bereits Bio- Futter, suchen nach besseren Wegen, Bio-Futter in den USA anzubauen und versuchen die lokalen Bauern zu überzeugen, mehr Ackerflächen auf den Anbau von Biofutter umzustellen. “Der bedeutendste Faktor, der das Wachstum im Bio- Hühnermarkt beschränkt, ist das Futter”, bestätigt Jim Perdue, Vorsitzender des Geflügelverarbeiters Perdue in Salisbury im Bundesstaat Maryland.

Ackerfläche wächst nicht rasch genug

In den USA ist der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln seit 2005 um elf Prozent jährlich gestiegen. Das vom US- Landwirtschaftsministerium für den Bio-Anbau zertifizierte Ackerland wuchs hingegen nur um rund fünf Prozent jährlich. Weniger als ein Prozent der US-Mais- und Sojaernte - Hauptbestandteile des Hühnerfutters - entsprechen derzeit den Bio-Anforderungen. Die Preise für Bio-Mais und Bio-Soja liegen zwei bis dreimal höher als bei den konventionell angebauten Sorten.

Aber amerikanische Verbraucher sorgen sich vermehrt um Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln und wollen mehr unbehandelte Produkte, wie Laura Batcha, Leiterin der Organic Trade Association sagt: Die Nachfrage nach Bio-Geflügel fange an “abzuheben”, und unter den Bio-Fleischsorten verzeichne Huhn das stärkste Nachfragewachstum. In den zwölf Monaten bis Ende Februar 2014 kauften rund 25 Prozent der Amerikaner mindestens einmal innerhalb von zwei Wochen ein Bio-Produkt, hat die Verbraucherforschungsgesellschaft NPD Group Inc. ermittelt.

Zertifizierungsprozess als Hindernis

Perdue hat in den letzten vier Jahren engere Beziehungen zu solchen Farmern aufgebaut, die Bio-Mais und Bio-Soja anbauen. Einer davon ist Luke Howard, Eigentümer von Homestead Farms Inc. in Maryland. “Wir haben kein Problem, das was wir produzieren, zu verkaufen”, sagt der 50-jährige Howard.  Howard sieht den dreijährigen Zertifizierungsprozess für eine Farm als Hindernis beim Ausbau der Bio-Produktion. Er möchte expandieren, würde in der Übergangsphase jedoch Verluste mit den neuen Flächen machen.

Die an billige Nahrungsmittel gewöhnten Amerikaner sollten “die wahren Kosten von guten Lebensmitteln” berücksichtigen und die Farmer sollten einen “fairen Preis” für ihre Produktion erhalten, fordert Howard.

Rivara SA, ein argentinischer Zulieferer von Perdue, hat aufgrund der boomenden Nachfrage aus den USA die Anbauflächen für Bio-Mais, -Soja, -Weizen, -Raps und Bio-Sonnenblumenkerne seit 2009 auf rund 7.900 Hektar verdoppelt. “Der Markt ist heiß”, sagt Diego Rivara, Verkaufsleiter des 1936 gegründeten Familienbetriebs.
Um die Ernte des Unternehmens, das bis vor vor sechs Jahren kaum Abnehmer in den USA hatte, reißen sich die Käufer. 2014 waren 90 Prozent seiner Produktion bereits vor der Ernte an Käufer vergeben.

(Bloomberg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.