US-Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal

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Strenger Winter, starker Dollar: Die Delle dürfte temporär sein. Experten rechnen damit, dass sich die Wirtschaft im zweiten Quartal mit einem Wachstum von zwei Prozent zurückmelden wird.

Wien/Washington. Konjunkturelle Misstöne aus den USA: Die amerikanische Wirtschaft schrumpfte von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 0,7 Prozent, wie das Handelsministerium am Freitagabend mitteilte. Eine erste Schätzung hatte noch ein kleines Plus ergeben. Doch die Anleger zeigten sich wenig beeindruckt: Die Kurse an der Wall Street gaben nur leicht nach. Denn die Probleme werden als temporär angesehen – ganz anders als in Brasilien (siehe Artikel rechts).

Die Sondereffekte zum Jahresstart sind rasch erklärt: ein ungewöhnlich strenger Winter mit heftigen Schneefällen, ein Streik von Hafenarbeitern an der Westküste und die Dollar-Stärke zum Euro. Unter ihr leiden die US-Unternehmen, deren Produkte sich auf den Weltmärkten verteuert haben. Entsprechend gingen die Exporte um 7,6 Prozent zurück; zugleich zogen die Importe mit 5,6 Prozent kräftig an.

Experten rechnen damit, dass sich die Wirtschaft im zweiten Quartal mit einem Wachstum von zwei Prozent (wiederum hochgerechnet) zurückmelden wird. Dennoch: Eine vorgezogene Zinswende dürfte vom Tisch sein. Zuletzt haben viele Beobachter erwartet, dass sich die US-Zentralbank schon im Juni von ihrer extrem lockeren Geldpolitik verabschieden wird. Seit der Finanzkrise hält die Fed den Leitzins bei null bis 0,25 Prozent. Damit hat sie die Wirtschaft über all die Jahre aufgepäppelt.

Bald muss sie gegensteuern, um eine rasche Ausweitung der Geldmenge im Umlauf und damit eine starke Inflation zu verhindern. Für die am Freitag anstehenden Mai-Jobdaten erwarten Experten ein weiteres kräftiges Plus von weit über 200.000 neuen Arbeitsplätzen. Da sich zuletzt auch die Inflation in Richtung zwei Prozent bewegte, dürfte einer Zinserhöhung im September dann wohl nichts mehr im Weg stehen. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2015)

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