Tsipras hofft auf Zustimmung zu neuem "realistischen Plan"

An EU flag and a Greek national flag flutter as the ancient Parthenon temple is seen in the background in Athens
An EU flag and a Greek national flag flutter as the ancient Parthenon temple is seen in the background in AthensREUTERS
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Der griechische Regierungschef fordert von den Gläubigern Zustimmung zu den neuen Reformplänen.

Nach langen Verhandlungen in Athen hat Griechenland einen neuen Lösungsvorschlag unterbreitet. Montagnacht sei den internationalen Geldgeber ein 40-Seiten-Plan übermittelt worden, sagte Ministerpräsident Alexis Tsipras am Dienstag in Athen. "Wir haben Zugeständnisse gemacht, denn für Kompromisse sind Zugeständnisse nötig", sagte der Regierungschef und ergänzte: "Es ist ein realistischer Plan." Werde er angenommen, dürften die "Spaltungen in Europa" überwunden werden. Die Entscheidung liege nun bei den politisch Verantwortlichen in Europa.

Eine mit den Gesprächen vertraute Person äußerte, Griechenland mache in dem neuen Plan keine größeren Zugeständnisse - etwa bei Pensionen und Arbeitsmarkt.

Die EU-Kommission wollte am Dienstag in Brüssel den Plan Athens an Brüssel nicht kommentieren. Es gebe zahlreiche Vorschläge, die unter den Partnern ausgetauscht würden, und dies sei ein gutes Zeichen, hieß es lediglich.

Poltern griechischer Politiker

Zuvor hatten sich griechische Politikernoch unnachgiebig gezeigt. Nach den Worten des stellvertretenden Regierungschefs Giannis Dragasakis will Athen keine Ultimaten akzeptieren und sich von den Geldgebern nicht erpressen lassen. Die griechische Gesellschaft und die Wirtschaft könnten keine weiteren harten Sparmaßnahmen ertragen, fügte der für die Finanzen zuständige Vizeregierungschef am Dienstag in einer Twitter-Nachricht hinzu. Dragasakis - zuständig für die Finanzen Griechenlands - erklärte, die griechische Gesellschaft und die Wirtschaft könnten keine weiteren harten Sparmaßnahmen ertragen.

"Es gibt keinen Spielraum für mehr Kompromisse", sagte Arbeitsminister Panos Skourletis am Dienstag dem Sender Skai TV. "Wir warten darauf, dass die andere Seite ihrer Verantwortung nachkommt."

Merkel will Pleite abwenden

Das finanzmarode Land steht unter Zeitdruck: Am Freitag wird eine Kreditrate von rund 300 Mio. Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) fällig. Insgesamt muss Griechenland diesen Monat rund 1,6 Mrd. Euro an den Fonds überweisen, im Juli und August stehen 6,7 Mrd. Euro für die EZB an. Unter Experten gilt es als gewiss, dass die Regierung ohne neue Hilfen spätestens dann pleite ist.

Tsipras Äußerungen kamen nach einer erneuten Nachtsitzung unter Führung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die zusammen mit Frankreichs Präsident Francois Hollande, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und den Chefs von EZB und IWF Chancen für eine Lösung der Athener Schuldenkrise ausgelotet hatte. Merkel scheint entschlossen, einen Staatsbankrott Griechenlands abwenden zu wollen, weil dies ihrer Meinung nach schlecht für Europa wäre. Für ihre immer intensiver werdenden Bemühungen gibt es nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen aber einen weiteren Grund: Scheitert die Rettung des Euro-Landes, soll auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass Deutschland daran schuld wäre.

(APA/Reuters)

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