Serbien: Belgrader „Lebensmittel-Monopolist“ in Not

(c) Reuters (Marko Djurica)
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Das Imperium des umstrittenen serbischen Tycoons Miroslav Miskovic ist angeblich schwer verschuldet.

Wien(ag./red.). 2007 war er noch Nummer 891. Im Vorjahr hat es Miroslav Miskovic nicht mehr auf die Liste der Superreichen des US-Magazins „Forbes“ geschafft. Mit einem geschätzten Vermögen von rund einer Mrd. Dollar gilt er aber immer noch als einer der reichsten Serben. Sein Vermögen hat er seinem Unternehmen, der Delta Holding, zu verdanken.

Unumstritten war der 63-Jährige nie. Schließlich beherrscht er mit seinem in den 90er-Jahren gegründeten Mischkonzern einen Gutteil des serbischen Wirtschaftslebens. Mit der größten Lebensmittelkette des Landes kontrolliert Miskovic gut 70Prozent des Belgrader Lebensmittelmarktes, schätzen Beobachter. Die Monopolstellung der Delta macht es denn auch möglich, dass die Preise für Lebensmittel um ein Drittel über jenen Österreichs liegen. Und das, obwohl ein Serbe im Schnitt nur 350 Euro im Monat verdient.

Aber die Interessen Miskovics gehen weit über den Lebensmittelhandel hinaus. Die Delta Holding ist auch im Immobilienhandel sowie im Finanz- und Versicherungsgeschäft tätig.

In der jüngsten Vergangenheit kam das Konglomerat ins Trudeln. So hoch sein geschätzter Umsatz mit 1,8 Milliarden Euro auch sein mag, so unklar ist, wie schwer die finanziellen Sorgen des Miroslav Miskovic wirklich wiegen. Serbische Medien schätzen die Schulden des Unternehmens auf 750 Mio. Euro. Für die Schieflage der Delta Holding spricht, dass zuletzt immer wieder Projekte verschoben wurden. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Handelskette den Bau eines Einkaufszentrums in Laibach verschieben wollte. Nun soll sie ganz aus dem 200Mio. Euro teuren Projekt aussteigen.

Weitere Schwierigkeiten gibt es nun auch in Banja Luka. Dort hat der Mischkonzern ein Kaufhaus übernommen, drückt sich nun aber davor, die Rechnung zu begleichen, und hat einen Zahlungsaufschub beantragt. Darunter leiden auch die Kaufhausmitarbeiter. Sie bekamen seit Jahresbeginn ihre Löhne in der Höhe von insgesamt 225.000Euro nicht ausbezahlt.

Schmuggel unter Milosevic

Der Aufstieg des serbischen Lebensmittelzaren hängt eng mit seiner Freundschaft zum Exdiktator Slobodan Milosevic zusammen. Unter ihm war Miskovic sogar sechs Monate stellvertretender Ministerpräsident. Über sein Handelsunternehmen Delta M machte der studierte Ökonom schließlich während der Balkankriege ein Vermögen mit Schmuggel.

Das Geld dafür kam von der Delta Banka, die er 2005 um 278 Millionen Euro an die italienische Banka Intesa verkaufen konnte. Mit der Delta Banka legte Miskovic den Grundstein zu seiner heutigen Macht, die ihm die Tür zur politischen Elite des Landes öffnete. Deutsche Medien berichten, dass enorme Geldzahlungen an Politiker ausschlaggebend dafür sind, warum Miskovic bislang von rechtlichen Problemen verschont blieb.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2009)

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