Nervenkrieg um Griechenland: Börsen rutschen ab

Woman stands in front of display showing market indices at Tokyo Stock Exchange in Tokyo
Woman stands in front of display showing market indices at Tokyo Stock Exchange in TokyoREUTERS
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EuroStoxx-50 und der deutsche Leitindex DAX starten mit deutlich Verlusten in den Montagshandel. Die Börse in Athen bleibt bis 7. Juli geschlossen.

Nach der Zuspitzung der Griechenland-Krise sind am Montag die europäischen Aktienindizes eingebrochen. Der Euro-Stoxx-50 gab zum Handelsstart 4,33 Prozent auf 3.464,36 Punkte nach. Auch in Wien rutschte der heimische Leitindex ATX um 4,18 Prozent auf 2.404,66 Punkte ab. In Frankfurt gab der Leitindex DAX über rund 4,2 Prozent auf 11.014,21 Zähler nach. Vor allem Bankenwerte zeigten sich belastet. Zuvor war die Märkte in Asien und der Pazifikregion mit kräftigen Verlusten in die neue Woche gegangen.

Der Nikkei-Index für 225 führende Werte verlor 596,2 Punkte oder 2,88 Prozent auf den Stand von 20.109,95 Zählern. Der breit gefasst Topix fiel um 42,21 Punkte oder 2,53 Prozent auf 1624,82 Punkte. In Sydney sackte der S&P/ASX 200-Index ebenfalls zeitweise um zwei Prozent ab. Das entsprach einem Verlust von rund 35 Milliarden australischen Dollar im australischen Aktienmarkt (gut 24 Mrd. Euro). Im Stadtstaat Singapur büßte der Straits Times-Index mehr als ein Prozent ein.

Angesichts der griechischen Situation bleibt neben den Banken des Landes auch die Börse in Athen in den kommenden Tagen geschlossen. Wie am Montag offiziell mitgeteilt wurde, soll der Handelsplatz bis mindestens Dienstag kommender Woche nicht öffnen. Die griechischen Banken sind bis mindestens Montag geschlossen, der Kapitalverkehr wurde stark eingeschränkt.

Massiver Rückschlag für DAX absehbar

Die Eskalation lastet auch schwer auf den Aktienmärkten. Nach dem optimistischen Kursfeuerwerk in der Vorwoche folgte im DAX am Montag nun die Ernüchterung. Im deutschen Leitindex zeichnet sich ein massiver Rückschlag um knapp 550 Punkte oder 4,74 Prozent auf 10.945 Punkte ab. Dem EuroStoxx 50 droht aktuell ein Einbruch um über fünf Prozent.

Bis zuletzt hatten die meisten Anleger noch auf eine Einigung gewettet. Völlig überraschend hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras am Wochenende aber ein Referendum über geforderte Reformen für den kommenden Sonntag (5.7.) angekündigt und gleichzeitig deren Ablehnung empfohlen. Die EU-Kommission hatte daraufhin das letzte Angebot der Gläubiger an die griechische Regierung zur Lösung des Schuldenstreits veröffentlicht. Damit brachte Tsipras nicht nur die Verhandlungen mit den Geldgebern über das am Dienstag auslaufende Hilfsprogramm zum Scheitern, sondern auch eine Lawine ins Rollen.

Die Europäische Zentralbank beschloss, die Notkredite auf dem aktuellen Stand von rund 90 Mrd. Euro einzufrieren. Griechenlands Banken sind seit Monaten darauf angewiesen. Tsipras kündigte daraufhin die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen an. Um sein Finanzsystem zu schützen, bleiben alle Banken des Landes zunächst geschlossen.

"Schwarzer Montag möglich"

Die Devisenmarktexperten der Commerzbank erwarten die neue Woche nun ganz im Zeichen eines "Nervenkrieges um die Volksabstimmung in Griechenland". "Erst der Ausgang der Volksabstimmung am Sonntag entscheidet endgültig über die Mitgliedschaft Griechenlands in der Währungsunion."

Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research rechnet entsprechend zunächst mit deutlichen Verlusten im Dax: "Ein Einbruch bis 11.000 Zähler ist denkbar und ein schwarzer Montag möglich. Allerdings hat sich an den Fakten wenig geändert - Griechenland bleibt pleite und es geht nun darum, ob das Ende mit Schrecken kommt", schränkte er ein.

"Eines steht wohl fest - der Handelstag wird ausgesprochen volatil werden mit ungewissem Ausgang." Dies zeigte sich vorbörslich bereits mit heftigen Schwankungen des Dax um 11.000 Punkte. "Danach jedoch werden die Investoren wieder Vertrauen fassen, denn US-Zinsen und ein Brexit sind langfristig wichtiger", sagte Saurenz mit Blick auf die angekündigte Abstimmung der Briten über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union (EU).

Bankwerte mit höchsten Abschlägen

Die Gefahr eines "Grexits", also des Ausstiegs der Griechen aus der Währungsunion, sieht Wortschöpfer Ebrahim Rahbari von der US-Investmentbank Citigroup sogar gesunken. Er rechnet bei der Volksabstimmung in Griechenland mit einer "komfortablen Mehrheit" für die von den Geldgebern geforderten Reformen und einen Verbleib im Euro.

Besonders schwach erwarteten Börsianer die Finanzwerte - allen voran die Papiere der Deutschen Bank mit einem Abschlag von fast acht Prozent. Weder im DAX noch im Index mittelgroßer Werte MDAX noch im Technologiesegment gab es vorbörslich einen Gewinner.

Ölpreis gibt nach

Auch der Euro ist in der Nacht zum Montag unter Druck geraten. Im frühen Handel stabilisierte sich der Euro jedoch, die Verluste hielten sich insgesamt in Grenzen. Der Euro wurde am Morgen mit 1,0998 US-Dollar gehandelt. Zeitweise war er bis auf 1,0955 Dollar gefallen. Am Freitagabend hatte der Euro noch 1,1160 Dollar gekostet.

Angesichts der dramatischen Entwicklung sind auch die Ölpreise sind am Montag im asiatischen Handel gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete zuletzt 62,49 US-Dollar (55,79 Euro). Das waren 77 Cent weniger als zum Handelsschluss am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 89 Cent auf 58,74 Dollar.

>> Angebot der Gläubiger an die griechische Regierung

(APA/dpa)

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