US-Fonds spekulierten auf Erholung

Banks Open For Pensioners
Banks Open For Pensioners(c) Bloomberg
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Zu den größten Aktionären vieler griechischer Banken zählen US-Fonds. Die Investoren müssen einen Wertverlust ihrer Beteiligungen um mehr als die Hälfte verkraften.

New York. Griechische Bürger, die sich vor verschlossenen Banken drängen, sind nicht die Einzigen, die unter der Krise des Landes leiden. US-Investoren, die sich 2014 an Aktienemissionen in Griechenland beteiligt haben, müssen einen Wertverlust ihrer Beteiligungen um mehr als die Hälfte verkraften.

Vier griechische Banken haben im Vorjahr mehr als elf Mrd. Dollar bei Emissionen eingenommen, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Ausländische Investoren griffen zu. Sie wetteten auf eine Erholung. Maria Kanellopoulou, Analystin bei Euroxx Securities, nannte das „ein Vertrauensvotum für das griechische Bankensystem“. Aus anderen Daten geht hervor, dass zur Zeit der Transaktionen nordamerikanische Firmen wie Paulson & Co., Black Rock, Capital Group, Fidelity Management & Research und Fairfax Financial Holdings Aktien von den Banken erworben haben.

Hohe Kursverluste

Zwölf Monate später sehen sie ihr Vertrauen enttäuscht. Die Aktien der Banken, die damals ihr Kapital erhöht haben– Eurobank Ergasias, National Bank of Greece (NBG), Piraeus Bank und Alpha Bank– haben seitdem im Durchschnitt 56Prozent verloren. Diese Verluste könnten sich noch verschärfen, da das Land vor einem Zahlungsausfall steht. „Sollte die griechische Regierung zahlungsunfähig werden, werden die Investoren ein riesiges Volumen notleidender Aktiva in ihren Bilanzen haben“, sagt Diego Valiante, Wissenschaftler am European Capital Markets Institute und am Centre for European Policy Studies. Aber auch, wenn Griechenland seine Schuldendienste bediene, könnten manche Banken scheitern– etwa wegen notleidender Kredite. „Egal, welche Art von Ausstieg, er wird in jedem Fall schmerzhaft“, erklärt er.

Die US-Fonds zählen jetzt zu den größten Aktionären der Banken– neben dem staatlichen griechischen Finanzstabilitätsfonds.

Paulson, die Hedgefondsgesellschaft von Milliardär John Paulson, hat im zweiten Quartal 2014 bekannt gegeben, dass sie 6,6 Prozent an der Piraeus Bank hält, und hat denselben Anteil noch Ende März dieses Jahres gehalten, wie aus den Daten hervorgeht. Die Beteiligung war bei der Veröffentlichung mit rund 655 Mio. Euro bewertet. Am Freitag haben die Aktien bei 40 Cent geschlossen, womit das Paket nur noch 162 Mio. Euro wert ist.

Investoren um die kanadische Fairfax, die während der Finanzkrise mit Erfolg auf die Bank of Ireland gesetzt hat, haben im April letzten Jahres rund 1,3 Milliarden Aktien der Eurobank erworben, wie einem Schreiben an die Aktionäre zu entnehmen ist. Der Anteil entspricht heute etwa neun Prozent des Aktienkapitals und ist mit rund 191Mio. Euro bewertet. Die Aktien sind nun weniger als die Hälfte der 31 Cent wert, die die Investoren bei der Emission bezahlt haben.

NBG und Alpha Bank ist es nicht viel besser ergangen: Ihre Aktien haben in den letzten zwölf Monaten 55 bzw. 53 Prozent verloren. Bei NBG ist der Vermögensverwalter Black Rock stark engagiert.

Neue Investitionen wackeln

Die schwache Kursentwicklung bedeutet, dass sich US-Fonds– die wichtigste ausländische Kapitalquelle bei europäischen Aktienemissionen– jetzt bei Investments in der Region zurückhalten könnten. Unternehmen in Griechenland nahmen letztes Jahr mehr als zwölf Mrd. Dollar bei Aktienemissionen ein, die höchste Summe seit 1999. Heuer liegt das Volumen bei null.

„Die Nachrichtenlage zu Griechenland erzeugt sehr viel Volatilität, die es US-Investoren schwerer machen könnte, sich in Europa zu engagieren“, sagt Craig Coben, Globaler Koleiter Aktienkapitalmärkte bei Bank of America Merrill Lynch. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2015)

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