Sports Direct auf nobel: Neuer Spieler im Sporthandel

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Der britische Diskonter, der Eybl und Sports Experts geschluckt hat, will angeblich bis zu zehn Megastores in die britische Nobelsportkette Lillywhites umwandeln.

Wien. Im Grunde läuft es gerade ausgesprochen rund für den britischen Diskonter Sports Direct. Der börsenotierte Sporthändler hat in seinem Heimatmarkt gerade mit einer erfolgreichen Click-and-Collect-Initiative (online bestellen, in einem Geschäft der Wahl abholen) reüssiert und konnte sich vor einer Woche den Spitzenplatz unter den FTSE-100, den 100 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der Londoner Börse, sichern.

Nur an Österreich scheint sich Sports Direct die Zähne auszubeißen. Der letzte bekannt gegebene Jahresabschluss (September 2013 bis April 2014) wies einen Verlust von 36,8 Mio. Euro aus. Bei Übernahme von Eybl und Sports Experts durch Sports Direct im Mai 2013 betrug der Verlust noch 20 Mio. Euro. Aktuellere Zahlen will Sports Direct nicht veröffentlichen.

Zickzackkurs in Österreich

Sports Direct fährt in Österreich bisher einen Zickzackkurs. So wurden erst sämtliche Filialen in Sports Direct umgewandelt und mit Billigdiskontware aus Großbritannien – darunter viele von der Kette selbst produzierte Eigenmarken – ausgestattet. Eybl-Lieferanten, die aus dem hochwertigeren Produktbereich stammen, wurden entweder ausgelistet oder haben sich selbst von Sports Direct distanziert (z.B. der Outdoor-Ausrüster Mammut).

Im Herbst letzten Jahres kam die erste Überraschung: Vier Filialen (in Pasching, Vösendorf, Salzburg und St.Pölten) wurden doch wieder auf Eybl umgestellt, dort experimentiert man seither mit einer Mischung aus hochwertigeren und Diskontmarken.

Jetzt dürfte die nächste überraschende Aktion bevorstehen: Wie „Die Presse“ aus Lieferantenkreisen erfahren hat, plant Sports Direct, Ende Juli einige, vielleicht sogar alle zehn bestehenden Sports-Direct-Megastores in die in Österreich völlig unbekannte Marke Lillywhites umzuwandeln. Von den Megastores – darunter auch die noch bestehenden Eybl-Filialen – befinden sich zwei in Wien (Vösendorf, Wien Nord), zwei in Salzburg, und jeweils einer in Graz (Shoppingcenter West), Linz, Wels, St. Pölten, Innsbruck und Pasching. Bei Sports Direct hieß es am Donnerstag zu Lillywhites nur: kein Kommentar.

Cricket- und Tennisspezialist

Lillywhites ist ein altehrwürdiger Londoner Premium-Sporthändler, der 1863 gegründet wurde und ursprünglich auf Cricket und Tennis spezialisiert war, mittlerweile aber ein Allrounder ist. Seit 2002 ist Lillywhites im Besitz von Sports Direct. Neben Großbritannien ist Lillywhites auch mit mehreren Filialen in Kuwait und Dubai präsent.

An sich ist die Idee, Lillywhites nach Österreich zu bringen, nicht ganz abwegig: Gerade in das gehobene Preissegment hat das Ende von Eybl ein großes Loch gerissen. „Alle, auch die Industrie, würden sich wünschen, dass es wieder mehr in Richtung Premiumhandel geht“, heißt es etwa bei Mammut. Im sportbegeisterten Österreich sei der Bedarf an Fachhändlern mit qualifizierter Beratung und hochwertigen Produkten groß.

Ob es Sports Direct aber gelingen wird, sich in Österreich mit der gänzlich unbekannten Marke zu positionieren? Das wird wesentlich davon abhängen, ob es dem britischen Management (Österreich-Chef Thomas Bittermann wurde Anfang Mai vom britischen CEO David Forsey abgelöst) gelingt, die erst ausgelisteten und zum Teil vergrämten Premium-Lieferanten wieder für sich zu gewinnen. Und ob man bereit ist, die Shops auch mit qualifiziertem Personal auszustatten. Bei den Mitarbeitern dürfte Sports Experts seit der Übernahme ordentlich gespart haben, heißt es in der Branche. Über die derzeitige Mitarbeiterzahl wollte Sports Direct am Donnerstag keine Auskunft geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2015)

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