Immer mehr Österreicher für Grexit

A referendum campaign poster that reads 'Yes (Nai)' is seen on a bus stop with a graffiti that reads 'No (Oxi)' on it in Athens
A referendum campaign poster that reads 'Yes (Nai)' is seen on a bus stop with a graffiti that reads 'No (Oxi)' on it in Athens(c) REUTERS
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46 Prozent wollen Griechenland nicht mehr im Euro halten, 41 Prozent schon.

Wien. Griechenland hat nach den gescheiterten Verhandlungen zur Lösung des Schuldenproblems ein wachsendes Imageproblem. In Österreich spricht sich ein immer größerer Anteil der Bevölkerung für ein Ausscheiden des Landes aus dem Euro aus. „Die Entscheidung der griechischen Regierung, die Gespräche mit den Kreditgebern vorläufig zu beenden und ein Referendum anzusetzen, wird in Österreich eher skeptisch gesehen“, interpretiert der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), Paul Schmidt, das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS). Auf die Frage „Soll Griechenland in der Eurozone gehalten werden?“ antworteten diese Woche 41 Prozent mit Ja und bereits 46 Prozent mit Nein. Im Februar lag der Anteil jener, die Griechenland weiterhin im Euro sehen wollten, bei einem ähnlichen Wert von 40 Prozent. Jene, die für einen Grexit eintraten, kamen allerdings damals nur auf 42 Prozent.

Einheitlich ist das Bild über Griechenland allerdings nicht. Die höher gebildete Bevölkerung (mit Hochschulabschluss) ist deutlich stärker für einen Verbleib Griechenlands im Euro (61 Prozent) als jene mit Pflichtschulabschluss (40 Prozent) oder mit Fachschulabschluss (33 Prozent). Positiver ist auch die jüngere Bevölkerung der unter 25-Jährigen eingestellt (64 Prozent für Verbleib). Bei den 51- bis 65-Jährigen ist eine klare Mehrheit von 61 Prozent für das Ausscheiden aus dem Euro. Die Abhaltung des für Sonntag geplanten Referendums über die Spar- und Reformvorschläge der Kreditgeber sehen die Österreicher ebenfalls eher negativ. 46 Prozent lehnen dieses Vorgehen der griechischen Regierung ab, 39 Prozent sehen es positiv. Der Rest gab keine Antwort.

Schmidt ortet nach der Schließung der Banken und der akuten Geldnöte der griechischen Bevölkerung aber auch einen wachsenden Solidaritätseffekt. „Die Lage hat sich zugespitzt. Die Zahl jener, die Hellas verstärkt helfen wollen, ist von 28 auf 38 Prozent gestiegen.“ Die Umfrage zeigt allerdings auch, dass eine deutliche Mehrheit von 56 Prozent der Österreicher dagegen ist, Griechenland bei der Bewältigung seines Staatsschuldenproblems nun weiter entgegenzukommen.

Ähnliche Stimmung in Deutschland

Zwei Umfragen in Deutschland zeigen ein ähnliches Bild. Laut dem ZDF-Politbarometer sind 52 Prozent der Deutschen der Ansicht, Griechenland sollte nicht mehr im Euro bleiben, 41 Prozent sind für einen Verbleib. Die ARD kam mit ihrer Umfrage auf ein ausgeglichenes Bild: 45 Prozent sind demnach für ein Ausscheiden, ebenso viele für einen Verbleib.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)

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