Reaktionen: "Grexit wahrscheinlicher als Euro-Verbleib"

GREECE REFERENDUM
GREECE REFERENDUMAPA/EPA/ALEXANDROS VLACHOS
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Experten rechnen zunehmend mit Griechenlands Euro-Austritt. Der deutsche Außenminister Steinmeier sieht die Regierung am Zug, die spanische Linkspartei Podemos feiert mit den Griechen.

  • Der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, hat auf das Nein der Griechen im Referendum über die Forderungen der internationalen Gläubiger besorgt reagiert. "Dieses Ergebnis ist sehr bedauerlich für die Zukunft Griechenlands", erklärte der niederländische Finanzminister am Sonntagabend. Für eine Erholung der griechischen Wirtschaft seien "schwierige Maßnahmen und Reformen unvermeidbar".
  • Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sieht die Regierung in Athen am Zug. "Wir haben zunächst mal ein solches Ergebnis zu akzeptieren", sagte Steinmeier am Sonntagabend in Wien am Rande der Atom-Gespräche mit dem Iran. "Welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, das ist eine Entscheidung, die jetzt in erster Linie in Griechenland getroffen werden muss und deshalb liegt der Ball in Athen", sagte der SPD-Politiker.
  • Jetzt ist es richtig, wieder damit anzufangen, eine Vereinbarung zu suchen", erklärte Außenminister Paolo Gentiloni. 
  • "Die Griechen müssen noch eine Chance bekommen, im Europa zu bleiben. Alles andere wäre eine Katastrophe für Griechenland und Europa", sagte Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn.
  • Der Chef der aufstrebenden spanischen Linkspartei Podemos, Pablo Iglesias, feiert dagegen den Ausgang des Referendums: "In Griechenland hat heute die Demokratie gewonnen", schrieb Iglesias am Sonntagabend auf Twitter.
  • Die US-Bank JP Morgan teilte am Sonntagabend mit, für sie sei nun wahrscheinlicher, dass Griechenland den Euro verlasse als dass das Land die Gemeinschaftswährung behalte.
  • Nach dem klaren Votum der griechischen Bevölkerung sei das Risiko eines "Grexit" deutlich gestiegen, schrieb UniCredit-Chefvolkswirt Erik Nielsen in einer Studie am Montag.Schon in den kommenden Tagen oder Wochen könnte der Prozess starten, schreibt Nielsen. Der Experte rechnet dabei mit einem Chaos mit politischen Auswirkungen. Es werde kein leichter Ritt in eine neue Währung werden, lautete seine Einschätzung
  • Nach der Absage an ein Reformprogramm sollte Griechenland aus Sicht des deutschen Sparkassen-Verbandes aus der Euro-Zone austreten. Mit dem "Nein" habe sich das griechische Volk gegen die Grundlagen und Regeln eines einheitlichen Währungsraumes ausgesprochen.
  • Die schwindende Liquidität der Banken und die leeren öffentlichen Kassen dürften die Regierung wohl bald zwingen, eine eigene Währung einzuführen", schrieb Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer Montagfrüh.
  • Für absolut falsch hielte der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts, Karl Aiginger, einen Grexit. Dies wäre schlecht für Europa und für Griechenland und würde auch Österreich viel Geld kosten. Für Aiginger geht es hier nicht nur um die Frage einer einheitlichen Währung. Würde Griechenland aus dem Euro ausscheiden, wäre das in seinen Augen das Ende des europäischen Einigungsprozesses, damit verbunden die Gefahr einer Destabilisierung auf dem Balkan.
  • Die Präsidenten Argentiniens und Boliviens haben den Triumph des Neins bei dem Referendum in Griechenland begrüßt. "Entschiedener Sieg für Demokratie und Würde", schrieb die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner im sozialen Netzwerk Facebook. Sie versichere "dem mutigen griechischen Volk" ihre Solidarität. Der linke bolivianische Präsident Evo Morales bezeichnete das Nein der Griechen zu den Gläubiger-Vorschlägen als Niederlage für den "europäischen Imperialismus" und "den Kapitalismus".
  • Der französische Finanzminister Michel Sapin sagt, das Ergebnis des Referendums müsse akzeptiert werden. Es liege nun an Griechenland, neue Vorschläge zu unterbreiten.

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  • Nach Meinung der Europaexpertin Sonja Puntscher-Riekmann (Universität Salzburg) braucht Griechenland einen Schuldenschnitt. Die Schulden dieses Landes seien nicht bedienbar, nicht in Jahrzehnten, sagte sie in der ORF-Sendung "Im Zentrum". Für den Agenda-Austria-Leiter Franz Schellhorn birgt das jedoch die Gefahr, dass dann andere vor der Tür stehen: Wenn man den Griechen entgegen komme, würden die Spanier die nächsten sein, die so etwas wollten.

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