Studie: Aufsichtsräte verdienen zu wenig

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Es ist in Österreich nicht einfach, für börsenotierte Firmen gute Aufsichtsräte zu finden. Denn diese verdienen deutlich weniger als im vergleichbaren deutschen MDAX.

Wien. Im internationalen Vergleich werden Österreichs Aufsichtsräte unterdurchschnittlich bezahlt. Das ist das Ergebnis der Studie „Aufsichtsratsvergütung ATX 2014“, die am Montag von der deutschen Unternehmensberatung HKP-Group veröffentlicht wurde.

Dazu wurden die Vergütungen der Aufsichtsratschefs aller Unternehmen, die im Leitindex ATX der Wiener Börse notieren, unter die Lupe genommen. Gleich auf den ersten Blick fällt die Dominanz der Männer auf. Dem Ranking gehört mit Regina Prehofer eine einzige Frau an. Sie arbeitet für den Ziegelhersteller Wienerberger.

Die höchste Vergütung erhielt im Vorjahr mit 146.000 Euro Friedrich Rödler, Aufsichtsratschef der Erste Bank. Auf Platz zwei liegt mit 81.538 Euro Joachim Lemppenau, der das Kontrollgremium der Voestalpine leitet. Dann folgt Rudolf Kemler, Aufsichtsratsvorsitzender der OMV. Allerdings gab es hier zuletzt eine Änderung. Denn Kemler ist im Mai bei der OMV ausgeschieden. Sein Nachfolger ist der Mondi-Manager Peter Oswald.

Schlusslicht bei der Bezahlung der Aufsichtsräte ist der Wiener Flughafen. Hier erhielt der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Ewald Kirschner, 14.648 Euro. Dieser ist bereits Generaldirektor der Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft Gesiba, die im Einflussbereich der Stadt Wien steht. Kirschner wurde von der roten Stadt Wien als Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens aufgestellt. Der Flughafen gehört zu je 20 Prozent der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich.

Studienautor Michael Kramarsch kritisiert die niedrige Bezahlung der österreichischen Aufsichtsratschefs: „Professionelle Kontrolle braucht eine professionelle und angemessene Vergütung, die dem zeitlichen Aufwand und der gestiegenen Verantwortung gerecht wird. Beides ist derzeit noch nicht zu erkennen.“

Für eine effiziente Kontrolle und Strategiebegleitung benötige es erfahrene Experten auch aus dem Ausland. Charakteristisch für Österreich ist laut Studie auch der sehr geringe Anteil erfolgsorientierter Vergütung.

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Deutsche zahlen viel mehr

Im Vorjahr erhielt in Österreich der Aufsichtsratschef eines ATX-Unternehmens durchschnittlich 60.155 Euro. Zum Vergleich: Im deutschen MDAX, dem mittelgroße Unternehmen angehören und der in etwa mit dem österreichischen ATX vergleichbar ist, lag im Vorjahr die durchschnittliche Vergütung bei 196.283 Euro. Im DAX waren es rund 390.000 Euro. Die europäischen Topkonzerne, die im Eurostoxx 50 enthalten sind, zahlten den Aufsichtsratschefs durchschnittlich 819.000 Euro.

In Österreich kommt es vor, dass Manager in mehreren Aufsichtsräten tätig sind. So saß der frühere OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer im Vorjahr vorübergehend in verschiedenen ATX-Aufsichtsräten und erhielt dafür in Summe 138.300 Euro. Der mittlerweile ausgeschiedene Chef der staatlichen Österreichischen Bundes- und Industriebeteiligungen (ÖBIB), Rudolf Kemler, war für die OMV, Telekom Austria und Post tätig und bekam dafür 140.300 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2015)

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