Franken-Kredite: Erste Klagen gegen Banken

(c) EPA (Martin Ruetschi)
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Im Zusammenhang mit der Stopp-Loss-Order klagt die Arbeiterkammer eine Volksbank und eine Hypo.

Wien. Im Jänner hob die Schweizer Nationalbank (SNB) überraschend den Euro-Mindestkurs auf. Für viele Österreicher, die ihren Franken-Kredit mit einer Stopp-Loss-Order abgesichert hatten, war dies ein Schock. Einige haben im Zuge der Konvertierung viel Geld verloren. Um sie kümmern sich die Arbeiterkammer und der Verein für Konsumenteninformation. Der Gesamtschaden liegt bei mehreren Millionen Euro.

Mehrere Banken zeigten sich gesprächsbereit und vereinbarten mit den Kunden eine Lösung. „Bei zehn regionalen Raiffeisen- und Volksbanken und einer Sparkasse konnte eine Einigung erzielt werden“, berichtet die Arbeiterkammer. Doch es gibt einige Institute, die sich nicht am Schlichtungsverfahren beteiligen wollen. Gegen zwei solche Banken hat die Arbeiterkammer nun erste Klagen eingebracht. Dabei handelt es sich um die Volksbank Salzburg und die Hypo Steiermark. Die Hypo Steiermark gehört mehrheitlich der Raiffeisenlandesbank Steiermark.

Weitere Klagen möglich

Ein Sprecher der Hypo Steiermark sagte, man habe von der Klage aus den Medien erfahren. Es gehe nur um wenige Kunden. Die Bank betont, rechtmäßig gehandelt zu haben. Die Arbeiterkammer schließt weitere Klagen gegen unkooperative Institute nicht aus. Mögliche Kandidaten sind Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Hypo Tirol, die dem Land Tirol gehört.

Bei der Arbeiterkammer haben sich in Summe 160 betroffene Bankkunden gemeldet, davon befinden sich rund 100 Fälle im Schlichtungsverfahren. Die geringe Anzahl hängt mit Interventionen des Sozial- und Konsumentenschutzministeriums zusammen. Denn das Ministerium und die österreichischen Banken haben sich darauf geeinigt, dass alle ehemaligen Franken-Kredit-Nehmer, die durch Stopp-Loss-Order kräftige Verluste realisiert haben, bis Ende Februar 2015 wieder kostenfrei in den Franken-Kredit zurückkehren konnten. Die Arbeiterkammer hilft nun jenen Bankkunden, die im Euro geblieben sind.

Derzeit haben noch rund 150.000 österreichische Haushalte einen Franken-Kredit laufen. Durch die Aufgabe der Kursdeckelung der Schweizer Nationalbank im Jänner wuchs der Schuldenberg auf insgesamt 26,7 Milliarden Euro an. Das entspricht laut Angaben der Finanzmarktaufsicht einem Anstieg um etwa 20Prozent. (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2015)

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