Die nächste Subprime-Krise entsteht auf dem Automarkt

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Ungesicherte Hauskredite haben 2007 die Weltfinanzkrise ausgelöst. Jetzt bläst sich die nächste Milliardenblase auf.

Was tun mit dem ganzen Geld, mit dem die Notenbanken den Markt schwemmen? Guthabenzinsen gibt es keine, die Aktienkurse haben bereits schwindelerregende Höhen erreicht – warum also nicht in jene investieren, die sonst kein Geld bekommen? Alle gewinnen: Personen mit geringer Bonität (subprime) bekommen Geld und können sich damit etwas kaufen. Die Investoren verdienen langfristig an den hohen Zinsen, die diese Kreditnehmer zahlen.

Das funktionierte in den USA in der Vergangenheit für Hauskredite einige Jahre lang recht gut – bis 2007 der Subprime-Markt zusammenbrach und die ganze Welt in eine Krise riss. Man hat daraus gelernt und gibt sich jetzt bescheidener: Mittlerweile ist der Subprime-Automarkt in den USA die attraktivste Art, Geld anzulegen. Doch jetzt stieg die erste Bank aus Sorge vor einer Blase auf die Bremse – und eine ganze Branche zittert.

Die Autokredite funktionieren genau wie einst jene für Immobilien: Die Kredite an Personen mit geringer Bonität werden gebündelt, von Ratingagenturen bewertet und an der Börse gehandelt. Vor allem Versicherungsgesellschaften und Hedgefonds kaufen diese Pakete.

Der Markt boomt: Santander Consumer USA hat im März binnen Stunden Kredite um 700 Millionen Dollar an Investoren verkauft, allein im zweiten Quartal 2014 wurden fast 20 Milliarden Dollar an Personen mit geringer Bonität verliehen, damit sie sich ein Auto kaufen können. Insgesamt, berichtet die „New York Times“, macht der Auto-Subprime-Markt 145 Milliarden Dollar aus (bei insgesamt fast 500 Milliarden Dollar an Autokrediten). Dieser Bereich sei seit 2009 um 93 Prozent gewachsen, errechnete die Zeitschrift „The Economist“.

Die Subprime-Kreditzinsen betragen üblicherweise das Doppelte oder Dreifache von jenen, die Personen mit guter Bonität zahlen. Ein gutes Geschäft also – solange die Kreditnehmer zahlen können.

Zumindest eine große Bank macht sich langsam aber Sorgen um den Markt. Wells Fargo, eines der größten Kreditunternehmen der USA, hat jetzt ein Limit für seine Subprime-Aktivitäten festgelegt. Nur noch zehn Prozent der Kredite dürfen in den Subprime-Markt gehen. Im vergangenen Jahr verlieh Wells Fargo insgesamt 29,9 Milliarden Dollar für Autokäufe.

Für die Branche ist das ein Alarmzeichen. Denn Wells Fargo hat auch schon bei den Subprime-Hauskrediten ein gutes Gespür gezeigt und deshalb nur einen Bruchteil der Verluste gemacht, die andere Institute nach dem Zusammenbruch des Markts hinnehmen mussten.

Auch die US-Regierung wird aktiv. Aktuell laufen Untersuchungen, ob Autofirmen und Banken nicht zu bereitwillig Kredite ohne entsprechende Besicherung vergeben haben – wie einst bei Häusern und Wohnungen.

E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2015)

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