Griechenland-Hilfe: Verhandlungen starten am Montag

Akropois in Athen
Akropois in Athen epa/Orestis Panagioutou
  • Drucken

Bei den Verhandlungen über das dritte Hilfspaket geht es um bis zu 86 Milliarden Euro für das Krisenland.

Die Verhandlungen über ein neues Rettungspaket zwischen Griechenland und seinen Geldgebern sollen am Montag beginnen. Nachdem Sicherheits- und organisatorische Fragen den Beginn der Gespräche verzögert hätten, sei der Weg nun frei, sagte ein griechischer Regierungsmitarbeiter am Samstag in Athen.

Bei den Verhandlungen über das dritte Hilfspaket geht es um bis zu 86 Milliarden Euro für das Krisenland. Abgeschlossen werden sollen sie bis Mitte August, da Griechenland dann neues Geld braucht. Das Paket soll am 20. August im Parlament beschlossen werden. Vorbereitet wird inzwischen auch die Wiedereröffnung der Athener Börse, die den ganzen Juli über geschlossen war.

Umfang der IWF-Beteiligung unklar

Die Verhandlungen führen EU, Europäische Zentralbank (EZB) sowie der Internationale Währungsfonds (IWF), die sogenannte Troika. Deren Vertreter können nun nach Athen reisen. Mit dabei sind auch Mitarbeiter des europäischen Rettungsfonds ESM. Beim IWF hat Griechenland bereits einen neuen Kredit beantragt. Bisher ist allerdings unklar, in welchem Umfang der IWF beteiligt sein wird. Das derzeitige IWF-Programm für Griechenland läuft im kommenden Jahr aus.

Voraussetzung für den Start der Verhandlungen war die Verabschiedung zweier Reformpakete durch das griechische Parlament.

Kritik an Privatisierungen von Staatsbetrieben

Viele Griechen betrachten Vertreter der sogenannten Troika mit Argwohn, weil diese oft für die Krise des Landes und die Sparpolitik verantwortlich gemacht werden. So hatte im Mai der damalige Finanzminister Yanis Varoufakis beklagt, die "Konvois" mit Troika-Vertretern in Athen seien erniedrigend. Die Beziehungen zwischen Griechenland und den Gläubigern sind bereits seit Jänner stark gespannt, als die linksradikale Syriza-Partei von Alexis Tsipras die Wahl gewann.

Die griechische Regierung kritisiert insbesondere die von den Gläubigern geforderten Privatisierungen von Staatsbetrieben. Energieminister Panos Skourletis kündigte in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung "Agora" an, nach Alternativen zum Verkauf von Energiefirmen zu suchen. Wegen der strategischen Bedeutung sollte der Netzbetreiber Admie in staatlichen Händen bleiben. Er lehne auch eine Privatisierung des Versorgers PPC ab. Regierungschef Tsipras hatte nach seinem Amtsantritt im Jänner die Admie-Privatisierung zunächst gestoppt.

Der Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Clemens Fuest, warnte unterdessen davor, bei den Verhandlungen mit Griechenland einen Austritt des Landes aus dem Euro-Raum auszuschließen. "Ohne Grexit-Option ist (die) Euro-Zone erpressbar", sagte Fuest der "Bild"-Zeitung. Die Regierung könnte dann erneut Reformen verweigern, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Der Austritt könne auch ein hilfreiches Instrument sein, wenn sich Griechenland nicht innerhalb der Euro-Zone erhole, sagte Fuest weiter.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.