Varoufakis bestätigt Geheimpläne zur Drachme-Rückkehr

File photo of Greek PM Tsipras and Finance Minister Varoufakis talking during the first round of a presidential vote at the Greek parliament in Athens
File photo of Greek PM Tsipras and Finance Minister Varoufakis talking during the first round of a presidential vote at the Greek parliament in AthensREUTERS
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Pläne zum Aufbau eines parallelen Zahlungsystems seien nur für den Notfall vorbereitet worden, sagte der griechische Ex-Finanzminister. Nun gerät Ministerpräsident Tsipras unter Druck.

Vertreter der internationalen Geldgeber beraten am Dienstag mit der griechischen Regierung über ein drittes Hilfspaket. Doch Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis lässt die Verhandlungen fast in den Hintergrund treten. Am Montag hatte ein Bericht der griechischen Zeitung "Kathimerini", wonach Griechenlands Ex-Finanzminister den Aufbau eines parallelen Zahlungssystems für Griechenland geplant habe, für Aufregung gesorgt. Nun hat  Varoufakis nach einem vorhergehenden Dementi Geheimpläne zum Aufbau eines parallelen Zahlungssystems bestätigt und bringt damit Ministerpräsident Alexis Tsipras in Bedrängnis. Varoufakis erklärte, einen Plan ausgearbeitet zu haben, der eine Rückkehr Griechenlands zur Drachme ermöglichen sollte. Es habe sich allerdings um Notfallpläne gehandelt, die nie in Kraft getreten seien.

Tsipras wurde von der Opposition dennoch aufgerufen, dazu Stellung zu nehmen und deutlich zu machen, wie weit die Pläne für einen "Grexit" gediehen waren.

Mitschnitte eines Telefonats veröffentlicht

Varoufakis sagte in einer Telefonkonferenz am 16. Juli nach am Montag veröffentlichten Mitschnitten, Tsipras selbst habe im Januar vor seinem Amtsantritt ihm den Auftrag gegeben, einen "Plan B" zu entwerfen, falls Griechenland von Geldhähnen abgeschnitten werde. Er habe daraufhin ein fünfköpfiges Team unter Führung des US-Volkswirts James Galbraith zusammengestellt, das im Verborgenen arbeiten sollte.

Die Idee sei gewesen, jeder Steuernummer ein paralleles Konto zuzuweisen, über das Zahlungen hätten laufen können - zunächst auf Euro lautend, aber per Knopfdruck auf Drachmen umschaltbar. Er selbst habe einen alten Schulfreund, der sich gut mit Computern auskenne, gebeten, ihm bei der Planung zu helfen, die Daten der Steuerverwaltung zu hacken. Varoufakis, der sich selbst als "erratischen Marxisten" bezeichnet, trat am 6. Juli zurück.

EZB-Okay für Börsenöffnung ausständig

Indessen hat Griechenland der Europäischen Zentralbank (EZB) Insidern zufolge zwei Vorschläge zur möglichst baldigen Öffnung der Athener Börse vorgelegt. "Ob wir morgen oder an einem anderen Tag öffnen, hängt davon ab, wann wir eine Antwort der EZB erhalten", sagte eine der Personen aus dem Umfeld der Aufsichtsbehörden am Dienstag zu Reuters. Ein bei der EZB eingereichter Plan sehe vor, einen uneingeschränkten Handel zuzulassen. Alternativ habe man vorgeschlagen, für griechische Investoren Auflagen zu erlassen, um eine Kapitalflucht zu verhindern.

An der Börse in Athen wird seit Ende Juni nicht mehr gehandelt. Zuvor hatte die Regierung bereits die Banken geschlossen und Kapitalkontrollen in Kraft gesetzt, um einen Zusammenbruch des griechischen Finanzsystems zu verhindern. Die Banken sind inzwischen wieder geöffnet, nachdem die EZB ihre Hilfskredite aufgestockt hat.

>> Hier geht es zum Mitschnitt der Telefonkonferenz

(APA/Reuters)

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