Leitindex an Athener Börse bricht ein

(c) APA/EPA/SIMELA PANTZARTZI (SIMELA PANTZARTZI)
  • Drucken

Zum Handelsstart bei der Wiedereröffnung verliert der ASE mehr als 20 Prozent. Wochenlang war die Athener Börse wegen der Finanzkrise um Griechenland geschlossen.

Am ersten Handelstag nach ihrer fünfwöchigen Zwangspause ist die griechische Börse so stark eingebrochen wie nie zuvor. Der Athener Leitindex stürzte am Montag um fast 25 Prozent ab und lag mit 615,08 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Er folgte damit den Vorgaben des börsennotierte US-Fonds (ETF) auf griechische Aktien, der während der Zwangspause in Athen weiter gehandelt werden konnte. Dieser hatte seit Ende Juni etwas mehr als 20 Prozent verloren.

Händler und Fondsmanager rechnen in den nächsten Tagen mit weiteren Verlusten, vor allem bei Finanzwerten. "Es wird ein paar Tage dauern, bis der Markt wieder ins Gleichgewicht kommt", sagte ein Börsianer in Athen. Drei der fünf im heimischen Bankenindex notierten Aktien fielen am Montag um die täglich maximal möglichen 30 Prozent. Anschließend wurde der Handel mit diesen Papiere wieder vorübergehend ausgesetzt. "Es gibt noch nicht ausgeführte Verkaufsorders im Volumen von 100 Millionen Euro", betonte Anlageberater Theodore Mouratidis. Das Debakel dürfte sich also fortsetzen.

Andere Börsen unbeeindruckt

Der Kurssturz in Athen ließ die Anleger anderer Börsen weitgehend kalt. DAX und EuroStoxx50 legten unter anderem dank ermutigender Firmenbilanzen jeweils 0,3 Prozent zu. Der Euro kostete mit 1,0973 Dollar ungefähr so viel wie am Freitagabend.

Die Athener Regierung hatte Banken und Börse Ende Juni geschlossen, als die monatelangen Verhandlungen um die Bedingungen für weitere Finanzhilfen kurz vor dem Scheitern standen. Die drohende Pleite des Mittelmeer-Anrainers löste damals ein Börsenbeben aus und brockte dem DAX den größten Kurssturz seit dreieinhalb Jahren ein. Aus Furcht vor dem "Grexit" - einem Ausscheiden ihres Landes aus der Eurozone - hatten die Griechen in den Tagen und Wochen zuvor ihre Konten leergeräumt und die heimischen Geldhäuser an den Rand des Ruins getrieben. Diese konnten sich nur mit Hilfe von ELA-Notkrediten der Notenbank über Wasser halten.

Mitte Juli einigte sich Griechenland mit seinen Gläubigern auf ein neues Hilfspaket und entging damit der Staatspleite um Haaresbreite. Kurz darauf öffneten die Bankschalter wieder, die Kapitalkontrollen wurden aber nur gelockert und nicht aufgehoben. Einem exklusiven Reuters-Bericht von Anfang Juli zufolge stehen einige griechische Banken dennoch vor dem Aus. Insidern zufolge könnten von den vier großen Geldhäusern National Bank of Greece, Eurobank, Bank of Piraeus und Alpha Bank nur zwei übrig bleiben. Diese Insitute stehen zusammen mit Attica Bank für etwa ein Fünftel des gesamten Börsenwerts des Athener Aktienmarktes.

Kapitalverkehrskontrollen bleiben

Die Wiedereröffnung der Börse Athen bedeutet nicht, dass Wertpapiere wieder nach Belieben ge- und verkauft werden können. Heimische Anleger dürfen wie der Rest der Bevölkerung maximal 60 Euro täglich von ihren Konten abheben. Käufe in beliebiger Höhe sind nur mit sogenanntem "frischen Geld" möglich, das Investoren in bar aufbewahrt haben oder aus dem Ausland erhalten. Außerdem können sie Einnahmen aus dem Verkauf von Aktien oder Anleihen sowie Dividenden zum Wiedereinstieg nutzen. Ausländer sind von diesen Einschränkungen nicht betroffen.

Für alle Aktienanleger gilt dagegen das Verbot sogenannter "Leerverkäufe", das am Montag verlängert wurde. Bei diesen Geschäften leihen sich Investoren Aktien, um diese dann zu verkaufen. Dabei hoffen sie, dass sie die Papiere bis zum Ende der Ausleihfrist billiger zurückkaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen können.

Abseits der Finanzwerte griffen am Montag erste Anleger bei griechischen Papieren wieder zu. Papiere der Telekom -Tochter OTE halbierten ihr Kursminus und notierten am frühen Nachmittag 14 Prozent tiefer bei 7,08 Euro, nachdem sie zur Eröffnung auf bis zu 5,75 Euro gefallen waren.

(APA/AFP/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.