Fusion von Edeka und Tengelmann vor dem Aus

(c) imago/Horst Galuschka
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Die Monopolkommission stemmt sich gegen die Übernahme der deutschen Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch Edeka. Das Ansuchen der Händler im Wirtschaftsministerium dürfte damit erfolglos bleiben.

Düsseldorf. Der Zusammenschluss der deutschen Supermarktketten Edeka und Kaiser's Tengelmann droht endgültig zu scheitern. Die Monopolkommission erteilte in einem Gutachten für das deutsche Wirtschaftsministerium den Plänen eine Absage.

Eine Ministererlaubnis, mit deren Hilfe die Konzerne ein bereits erlassenes Veto des Bundeskartellamts gegen die umstrittene Fusion aushebeln wollen, sollte nicht erteilt werden, erklärte die Monopolkommission. Der deutsche Wirtschaftsminister, Sigmar Gabriel, hat nun das letzte Wort, da das Gutachten nicht verbindlich ist. In der Regel folgt das Ministerium aber der Empfehlung der Experten.

Das Kartellamt hatte die Übernahme der 451 Kaiser's-Tengelmann-Supermärkte mit rund 16.000 Beschäftigten durch den Branchenprimus Edeka Anfang April untersagt. „Die Fusion hätte zu einer erheblichen Verschlechterung des Wettbewerbs auf ohnehin stark konzentrierten regionalen Märkten geführt“, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt damals zur Begründung. Edeka hätte aus Kartellamtssicht aber rund ein Drittel der Tengelmann-Standorte übernehmen können – wollte dies laut Mundt jedoch nicht.

Der Tengelmann-Konzern, dem unter anderem die Baumarktkette Obi und der Textildiskonter KiK gehören, betonte damals, den 16.000 Tengelmann-Mitarbeitern werde so eine sichere Zukunft im Edeka-Verbund verbaut. Im April legten beide Händler einen Antrag auf Ministererlaubnis auf den Tisch des Wirtschaftsministeriums. Vor dessen Entscheidung legte nun die Monopolkommission ihre Empfehlung vor: Der Zusammenschluss würde „die starke Marktstellung von Edeka ausbauen und absichern“, urteilten die Experten.

Mit Stellenabbau gerechnet

Die Nachteile für den Wettbewerb würden auch durch die von den Konzernen angekündigte Sicherung von Arbeitsplätzen nicht aufgewogen. Denn die Monopolkommission rechnet mit Stellenstreichungen: Es bestünde auch im Fall einer Übernahme durch Edeka ein „Bedarf für Restrukturierungen, die zum Abbau von Arbeitsplätzen führen würden“. Auch sei nicht sicher, dass nach einer Ministererlaubnis für Edeka mehr Arbeitsplätze langfristig erhalten würden als in „Alternativszenarien“. So hatte etwa Edeka-Konkurrent Rewe (Billa, Merkur, Penny) Interesse an den Tengelmann-Supermärkten angemeldet. Der Schweizer Handelskonzern Migros will zudem 130 Tengelmann-Geschäfte in Bayern übernehmen.

Schon Ende der Neunzigerjahre hatte Tengelmann mit Edeka Übernahme-Verhandlungen für die damals noch 1300 Standorte geführt, jedoch erfolglos. Heute hat Kaiser's Tengelmann mit 451 Filialen (in Süddeutschland heißen sie Tengelmann, im Norden Kaiser's) nur mehr 0,6 Prozent Marktanteil in Deutschland. Der Nettoumsatz lag 2014 mit 1,86 Mrd. Euro um vier Prozent unter dem Vorjahr. Gewinne hat die 1881 gegründete Supermarktkette mit Sitz im Ruhrpott dem Vernehmen nach seit 15 Jahren keine geschrieben. (ag./es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2015)

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