"Sofortige" Kapitalspritzen zur Rettung maroder Hellas-Banken

People line up outside a National Bank branch in Athens
People line up outside a National Bank branch in AthensREUTERS
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Etwa zehn Milliarden Euro sollen die griechischen Banken per Sonderkonto erhalten. Am Freitag steht die Entscheidung der EU-Finanzminister an.

Angeschlagenen griechischen Banken sollen Insidern zufolge in einem neuen Hellas-Rettungspaket rasch erste Kapitalspritzen zur Verfügung gestellt werden. Zunächst würden rund zehn Milliarden Euro den Geldhäusern "sofort" über ein Sonderkonto bereitgestellt, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Die Gelder würden vom Euro-Rettungsfonds ESM überwacht. Weitere 15 Milliarden Euro an Kapitalhilfen sollen nach einem umfassenden Bilanz- und Belastungscheck der Institute dann bis zum Jahresende zur Verfügung stehen.

Die Finanzminister der Euro-Länder sollen am Freitag über das neue Hilfsprogramm für Griechenland entscheiden. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem lud am Mittwoch offiziell zu einer Sondersitzung ein, wie sein Sprecher mitteilte

"Wenn die gesamte Rekapitalisierung der Banken erfüllt ist, wird das einen großen Einfluss auf die Wirtschaft haben", sagte einer der Informanten. Es schlummerten inzwischen rund 40 Milliarden Euro an Bargeld unter den Matratzen in Griechenland. Dieses Geld könnte sehr schnell zu den Geldhäusern zurückkehren.

Griechischer Stabilitätsfonds soll Bankanteile halten

Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) bereiten derzeit eine vertiefte Bilanzprüfung der Banken vor, um deren Kapitalbedarf genau zu bestimmen. Diese werde voraussichtlich bis Ende Oktober abgeschlossen sein, sagten die Insider. Die Situation der Institute hatte sich mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage des Landes verschärft. Viele Bankkunden hatten wegen der Unsicherheit über den Verbleib des Landes im Euro ihre Konten geräumt. Zudem lasten notleidende Kredite auf den Bilanzen. Die vier Branchengrößen National Bank, Piraeus, Eurobank und Alpha benötigen daher dringend weitere Kapitalspritzen.

Die ersten Stützungsgelder über das Sonderkonto würden nicht direkt in die Bilanzen der Häuser einfließen, sagte einer der Informanten. Um frisches Eigenkapital zu erhalten müssten die Institute den europäischen Behörden tragfähige Geschäftspläne vorlegen. Geplant sei, dass Bankanteile dann vom Hellenischen Stabilitätsfonds (HSFS) gehalten werden, nicht von den europäischen Institutionen. Dadurch sei es den Banken möglich, weiter ohne größere Einschränkungen ihre Kredit- und Kapitalmarkt-Geschäfte zu tätigen. Die Idee, auch Kontoinhaber oder Kreditgeber an der Bankenrettung zu beteiligen, sei vom Tisch. Die Anteile der Aktionäre würden aber im Zuge der Rekapitalisierung verwässert.

Wachstum erst 2017

Eine Rezession dürfte dem Krisenland Griechenland nach europäischer Einschätzung auch im kommenden Jahr nicht erspart bleiben. "Die Lage hat sich durch die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen offenbar deutlich verschlechtert", kommentierte ein EU-Mitarbeiter. Erst für 2017 sei ein Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent zu erwarten, erklärte eine europäische Quelle. 2018 gehe man von 3,1 Prozent aus, sofern die Vereinbarungen des neuen Hilfsprogramms umgesetzt würden und Wirkung zeigten.

Im laufenden Jahr dürfte die griechische Wirtschaftsleistung den Angaben zufolge um 2,3 Prozent schrumpfen. Bei ihrer Frühjahrsprognose Anfang Mai war die Brüsseler EU-Kommission noch von einem Mini-Wachstum von 0,5 Prozent für 2015 ausgegangen. Für 2016 dürfte das Bruttoinlandsprodukt nach aktueller Einschätzung um 1,3 Prozent abnehmen.

(APA/Reuters)

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