Studie: Euro lässt deutsche Firmen wachsen

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Nur der schwache Euro bringe deutschen Unternehmen gute Aussichten, so eine Studie von Ernst & Young. Ohne Währungseffekt würden viele Firmen nicht wachsen.

Frankfurt. Deutschland ist das wirtschaftliche Zugpferd Europas. Das zeigen nicht nur die volkswirtschaftlichen Konjunkturdaten. Auch die Welle an zuletzt angehobenen Gewinnprognosen deutscher Unternehmen lässt manches Nachbarland neidisch in Richtung Bundesrepublik blicken.

Doch der Schein trügt, warnt die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) in einer aktuellen Studie. Fast jede fünfte der 304 im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelisteten Firmen hat im ersten Halbjahr die Gewinn- oder Umsatzerwartungen nach oben geschraubt. Grund für die besseren Aussichten der Unternehmen sei aber keineswegs die wachsende Stärke der Firmen selbst. Der wichtigste Grund dafür seien Währungseffekte, von denen exportorientierte Firmen profitierten. „Der schwache Euro wirkt bei vielen deutschen Unternehmen als Umsatz- und Gewinnturbo“, sagte EY-Partner Martin Steinbach.

Schwellenländer belasten

Der Euro hat im Vergleich zum Vorjahr zum US-Dollar und zum chinesischen Yuan rund ein Fünftel seines Werts verloren. Damit täuschten viele Konzerne über Schwächen im operativen Geschäft hinweg, erklärte EY. Ohne die Wechselkurseffekte wüchsen relativ viele Firmen überhaupt nicht.

Sie litten unter der schwachen Konjunktur in Schwellenländern wie Brasilien, Russland und China sowie der weltweit gesunkenen Bereitschaft zu Investitionen. „Wenn im nächsten Geschäftsjahr die positiven Wechselkurseffekte wegfallen, könnte es ein böses Erwachen geben“, sagte Bernd Richter von EY. 24 der 304 untersuchten Unternehmen haben heuer ihre Prognosen nach unten korrigiert. Der Aktienkurs der betroffenen Unternehmen brach am Tag der Veröffentlichung nach Berechnungen von EY im Schnitt um sieben Prozent ein und konnte sich auch in der Woche danach nicht erholen.

Positive Korrekturen der Prognosen führten am gleichen Tag nur zu einem Kursplus von vier Prozent, das sich aber in der folgenden Woche verdoppelte. Für Richter sprechen die häufigen Korrekturen nach oben und unten gegen die Planungskompetenz vieler Unternehmen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2015)

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