Nach Aussagen von US-Notenbankern scheint eine Zinserhöhung im September „weniger zwingend“.
New York. Angesichts der Turbulenzen in China gehen inzwischen immer weniger Anleger davon aus, dass die US-Notenbank bereits im September die Zinsen anhebt. Bereits in der Vorwoche ist die aus Funds-Rate-Futures ablesbare Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im September von über 50 auf unter 30 Prozent gefallen.
Vor allen aus den jüngsten Aussagen von William Dudley, dem Präsidenten der Fed in New York, schlossen die Marktteilnehmer, dass die Notenbank die Zinsanhebung wohl weiter in die Zukunft verschieben werde, schrieben die Analysten der Essener Nationalbank in einem Kommentar. Dudley sagte am Mittwoch, die Zinswende im nächsten Monat zu starten, „scheint für mich weniger zwingend zu sein als noch vor ein paar Wochen“. Die Risken für die US-Wirtschaft hätten zugenommen.
Die Fed entscheidet am 16. und 17. September über den künftigen Kurs der Geldpolitik. Die ultraniedrigen Leitzinsen in den USA haben die Börsen in den vergangenen Jahren weltweit nach oben getrieben. Nach der Finanzkrise hatte die Fed die Zinsen auf die rekordniedrige Spanne von null bis 0,25 Prozent gesenkt, seitdem wurden sie nicht mehr angehoben.
Eine spätere Zinswende in den USA könnte den steilen Dollaranstieg des laufenden Jahres bremsen. Auf dem Devisenmarkt sorgte die Ungewissheit über den Zeitpunkt der US-Zinswende für Verunsicherung. Der Euro, der am Morgen noch auf 1,1364 Dollar geklettert war, lag zu Mittag nur noch bei 1,1277 Dollar.
Lockert EZB Geldpolitik?
Zu schaffen machten der Gemeinschaftswährung laut Experten Spekulationen über eine mögliche Ausweitung des Wertpapierkaufprogramms der EZB, also die Aussicht auf eine noch lockerere Geldpolitik im Euroraum. Die Europäische Zentralbank ist nach Einschätzung ihres Chefvolkswirts bereit, bei Bedarf die Feuerkraft des Anleihekaufprogramms noch zu erhöhen. Laut Peter Praet hat sich zuletzt die Gefahr erhöht, dass die EZB ihr mittelfristiges Inflationsziel von knapp zwei Prozent verfehlen könnte. Dieser Wert wird als ideal für die Wirtschaftsentwicklung angesehen. Die EZB pumpt seit März Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem, um die Konjunktur im Währungsraum anzukurbeln und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation nach oben zu treiben. In Summe soll bis September 2016 mehr als eine Billion Euro in die Finanzmärkte fließen. (Reuters/red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2015)