China zimmert Alu-Riesen

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Der Staatskonzern Chinalco würde mit der Alu-Sparte vom Stromproduzenten SPI die Weltmarktführung übernehmen.

Peking. Die chinesische Regierung scheut keine Mittel, um das Finanzsystem zu stabilisieren: Am Freitag pumpte die chinesische Zentralbank – zum zweiten Mal in dieser Woche – weiteres Geld ins Finanzsystem. Die Peoples Bank of China stellte am Freitag über kurzfristige Liquiditätsgeschäfte – sogenannte SLO – umgerechnet 8,3 Mrd. Euro für den Interbanken-Geldmarkt zur Verfügung. Die Kredite werden nach sieben Tagen fällig und haben einen durchschnittlichen Zinssatz von 2,35 Prozent.

Am Mittwoch flossen bereits 140 Mrd. Yuan (19,4 Mrd. Euro) in den Geldmarkt. Diese SLO wurden 2013 eingeführt, um den geldpolitischen Werkzeugkasten zu erweitern.

Peking versucht aber nicht nur, den strauchelnden Finanzsektor zu stützen und damit auch die Weltbörsen zu beruhigen. Die politische Führung geht offenbar auch daran, lange angekündigte Reformen in der staatlichen Industrie umzusetzen. Ein spektakulärer Schritt könnte jedoch die schwächelnden Rohstoffpreise noch stärker unter Druck bringen.

China will nämlich Insidern zufolge seine beiden größten Aluminium-Produzenten zu einem neuen Weltmarktführer verbinden. Das Stromunternehmen State Power Investment (SPI) wolle seine Alu-Sparte an den chinesischen Alu-Produzenten Chinalco abgeben, sagten Eingeweihte aus dem Industriesektor.

Chinalco, schon jetzt die Nummer eins in China und Nummer drei weltweit, könnte dadurch den bisherigen Branchenprimus Rusal aus Russland übertreffen. Nummer zwei ist Rio Tinto. Chinalco befindet sich in Staatsbesitz und ist in Hongkong und New York börsenotiert. Der Konzern setzte im Vorjahr rund 23 Mrd. Dollar um.

SPI ist selbst durch eine Zusammenlegung zweier Staatskonzerne zu seiner defizitären Alu-Sparte gekommen. Das Unternehmen will sich aber wieder auf das Stromgeschäft konzentrieren. Chinalco weigert sich Insidern zufolge allerdings, besonders kostspielige Aluminiumhütten von SPI zu übernehmen. Die Gespräche dauerten bereits zwei Monate und machten bisher nur wenig Fortschritte.

Preis auf Sechs-Jahres-Tief

Die Aluminium-Branche wird angesichts der jüngsten Konjunkturabkühlung weltweit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Der Aluminium-Preis ist in den vergangenen Jahren deutlich gefallen – noch bevor die Sorgen um eine Konjunkturabkühlung in China laut geworden sind. Inzwischen setzte die eingetrübte Stimmung auf den Rohstoffmärkten dem Aluminium weiter zu, es befindet sich auf einem Sechs-Jahres-Tief. Sollte nun Chinalco tatsächlich zum weltgrößten Produzenten aufsteigen und die Märkte mit infolge der Yuan-Abwertung billigerem Aluminium überschwemmen, würde das die Preise weiter unter Druck bringen.

Wegen der allgemein sinkenden Preise haben chinesische Industrieunternehmen schon im Juli Gewinneinbußen hinnehmen müssen. Der Rückgang betrug 2,9 Prozent bzw. 471,6 Mrd. Yuan (65,3 Mrd. Euro), wie das Statistikamt am Freitag bekanntgab. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2015)

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