Griechenland wächst dreimal so schnell wie Österreich

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Die griechische Wirtschaft rast der Eurozone davon – bis Jahresende ist dennoch ein Rückfall in die Rezession zu befürchten.

Wien. Während den Österreichern die Kaufkraft fehlt, um die heimische Konjunktur anzukurbeln, hat der Konsum der Griechen der Wirtschaft des krisengeplagten Landes ein kräftiges Wachstum beschert. Freilich war nach vier Jahren Krise das Niveau auch viel niedriger als in Österreich.

Aber immerhin: Das griechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist von April bis Juni um 0,9 Prozent zum Vorquartal gestiegen – und damit dreimal so schnell wie das österreichische BIP, das mit einem Plus von 0,3 Prozent genau auf dem Niveau der gesamten Eurozone liegt.

„Die Konsumausgaben sind der Hauptgrund für das Wachstum“, sagt der griechische Bankenökonom Nikos Magginas. „Die Entlastung durch sinkende Ölpreise hat dazu beigetragen.“ Auch vom Außenhandel kamen Impulse. Zwar wuchsen die Exporte nur um 0,1 Prozent, doch nahmen gleichzeitig die Importe um 4,9 Prozent ab. Dadurch schob der Außenhandel die Konjunktur an. Dagegen investierten die Unternehmen deutlich weniger: Hier gab es einen Einbruch von 10,6 Prozent.

Die internationalen Geldgeber und die Regierung in Athen erwarten allerdings trotz der guten ersten Jahreshälfte weiterhin eine Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt soll demnach 2015 um 2,3 Prozent schrumpfen. „Kapitalkontrollen und höhere Steuerlast werden den Konsum im zweiten Halbjahr belasten“, sagte Ökonom Magginas. Diese wurden Ende Juni eingeführt. Derzeit können die Griechen maximal 420 Euro die Woche abheben. Zudem schlossen die Banken für drei Wochen, was die Wirtschaft zu Beginn der zweiten Jahreshälfte stark belastet haben dürfte. Nach sechsjähriger Talfahrt war das Bruttoinlandsprodukt 2014 erstmals wieder gewachsen.

Stabilisiert werden dürfte die Konjunktur auch vom Tourismus. So halten deutsche Urlauber dem beliebten Reiseziel trotz der anhaltenden Turbulenzen die Treue. Nach Angaben von Europas größtem Reisekonzern TUI lagen die Sommerbuchungen über dem Vorjahresniveau.

Britische Wirtschaft vor Deutschland

Außerhalb der Eurozone ergibt sich derweil ein gemischtes Bild. Die Schweizer Wirtschaft stagniert ein halbes Jahr nach der Aufhebung der Bindung des Franken an den Euro. Allerdings ist die Stagnation fast schon positiv zu betrachten, denn ursprünglich waren die Ökonomen wegen des starken Franken sogar von einer Rezession in der Schweiz ausgegangen.

Die britische Wirtschaft wächst derweil schneller als die drei großen Euroländer – Deutschland, Frankreich und Italien. Das britische BIP kletterte zwischen April und Juni um 0,7 Prozent, wie das nationale Statistikamt ONS am Freitag in London mitteilte. Für Schwung sorgten der auf der Insel besonders wichtige Dienstleistungssektor und das produzierende Gewerbe. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2015)

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