Ein kleiner Schwächeanfall des Franken

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Themenbild Waehrung Schweizer Franken Mindestkurs Schweizer Franken Geldscheine CHF Fraenkli(c) imago/Eibner (imago stock&people)
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Die Schweizer Währung hat ausgerechnet gegen den Euro abgewertet. Das könnte sich aber bald wieder ändern.

Frankenkreditnehmer, die den Kurs der Schweizer Währung naturgemäß genauer beobachten, werden es mit einigem Erstaunen schon bemerkt haben: Ausgerechnet während der sommerlichen Börsenturbulenzen und ausgerechnet gegenüber dem angeblich so weichen Euro geht die Schweizer Währung ein bisschen in die Knie. Vor kurzem war ein Euro jedenfalls noch um 1,02 Franken zu haben. Jetzt muss man schon einen Franken und acht Rappen lockermachen, um einen der offenbar wieder begehrten Euros zu bekommen.

Ein Euro-Anstieg um fast sechs Prozent gegenüber der „Fluchtwährung“ Schweizer Franken – und das mitten in einer krisenhaften Situation auf den Finanzmärkten. Sechs Prozent sind zwar nicht die Welt, aber auf dem Konto eines österreichischen Häuselbauers, der beispielsweise einen endfälligen Frankenkredit von 200.000 Franken laufen hat, macht sich das schon wohltuend bemerkbar.

Was ist da los? Immerhin haben die meisten Währungsanalysten die Schweizer Währung bis vor wenigen Wochen noch auf dem schnellen Weg zur Euro-Parität gesehen. Die Schweizer Notenbank, der ein zu starker Franken ja aus verschiedenen Gründen nicht schmeckt, schwört jedenfalls Stein und Bein, dass sie hier nicht interveniert habe.

Die Wahrheit dürfte sein, dass der harte Franken selbst der größte Gegner des harten Frankens ist: Der Frankenschock nach der Aufgabe der Euro-Bindung durch die Schweizer Notenbank hat in der stark exportorientierten Schweizer Wirtschaft doch starke Spuren hinterlassen. Auch wenn nicht wenige Experten meinen, der vom Frankenschock ausgelöste Rationalisierungsdruck werde die eidgenössische Wirtschaft mittel- bis langfristig sogar stärken − kurzfristig fallen die Schweizer Konjunkturdaten jetzt hinter die der Eurozone zurück. Und die Negativzinsen, die Franken-Anlagen unterdessen „einbringen“, machen die Schweizer Währung für Anleger auch nicht gerade attraktiver.

Die Experten in der Schweiz, die jetzt die Alarmglocken zu läuten beginnen, weil in der aktuellen Aktienkrise der Euro als „Fluchtwährung“ für viele Großanleger attraktiver geworden ist als der traditionell als „sicherer Hafen“ angesehene Franken, dürften aber übertreiben. Wer sein Frankenrisiko mindern will, sollte eher jetzt handeln. Denn viele ernstzunehmende Analysten haben das ausgegebene Kursziel Euro-Parität noch nicht aufgeben. Der Schwächeanfall dürfte wohl nur vorübergehend sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2015)

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