Wohnungen statt Chemie im DAX

Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchange
Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchange(c) REUTERS (STAFF)
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Vonovia schafft es in die erste Börsenliga und ersetzt Lanxess im Index.

Wien/Frankfurt. Seit drei Jahren hat es im DAX keinen Wechsel mehr gegeben. Jetzt kommt er, und es ist eine Premiere: Zum ersten Mal zieht mit Vonovia eine Immobiliengesellschaft in den erlauchten Kreis der 30 wichtigsten deutschen Börsentitel ein. Den Platz dafür räumen muss – nach nur dreieinhalb Jahren – der Chemiekonzern Lanxess, bei dem der Wert der frei gehandelten Aktien nicht mehr für die erste Liga reicht.

Vonovia? Der Name ist noch kaum geläufig. Bekannt ist der größte deutsche Vermieter als Deutsche Annington, denn so hieß er noch vor wenigen Tagen. Einst war das Unternehmen ein hoch verschuldeter Sanierungsfall. An die Börse kam es, holprig und erst im zweiten Anlauf, im Jahr 2013. Seitdem aber ist es durch Übernahmen stark gewachsen, der Börsenwert stieg von vier auf 14 Mrd. Erst heuer schluckte der Konzern seinen größten Konkurrenten Gagfah und verleibte sich dann im Juli auch noch die Südewo-Gruppe ein. Aktuell leben rund eine Million Menschen in seinen 370.000 Wohnungen, an 700 Standorten in Deutschland. Damit liegt Vonovia fast uneinholbar an der Spitze.

Den letzten Versuch, zum Primus aufzurücken, machte der Konkurrent Deutsche Wohnen – mit dem letztlich gescheiterten Versuch, die österreichische Conwert zu übernehmen, die in Deutschland ebenfalls stark aktiv ist.

Hinter der Namensänderung auf Vonovia steht auch der Versuch einer Imagekorrektur. Immer wieder stand die Deutsche Annington in der Kritik, ihre Wohnungen angeblich zu selten zu renovieren. Neuer Name, neue Strategie: Vonovia will sich nun stärker am Wohl des Mieters orientieren. So hat der Branchenriese im ersten Halbjahr 265 Mio. Euro für Instandhaltung und Modernisierung ausgegeben, um 120 Mio. mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dem Gewinn hat es nicht geschadet: Er kletterte unter dem Strich von 70 auf 85 Mio. Euro.

Wirksam wird die Änderung im DAX mit 21. September. Wichtig ist sie vor allem für ETF, also jene Fonds, die den Index genau nachbilden – sie müssen entsprechend umschichten und umgewichten. Das hat dann in der Regel deutlichen Einfluss auf die Kurse. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2015)

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