Deutschland: Ungleiches Erbe

Views Of Solar Installations As Germany Makes Renewable Energy Push
Views Of Solar Installations As Germany Makes Renewable Energy Push(c) Bloomberg (Rolf Schulten)
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Wer in Deutschland eine Immobilie erbt, bekommt in der Regel auch einiges an Geld dazu.

Berlin. Sie hat den Zweiten Weltkrieg nicht mehr miterlebt, konnte von hohem Wirtschaftswachstum und einem üppigen Sozialsystem profitieren: die Nachkriegsgeneration. Sie ist es auch, die ihren Nachkommen so viel vererben wird wie noch nie. Das geht aus einer Studie des deutschen Instituts für Altersvorsorge hervor, die am Dienstag präsentiert wurde.

Demnach wird in Deutschland bis zum Jahr 2024 die Summe von 2,1 Billionen Euro generationenübergreifend (also Eltern an Kinder) vererbt. Zwischen 2001 und 2010 waren es real noch 1,78 Billionen. Allein in den nächsten neun Jahren hinterlassen die wohlhabenden zwei Prozent der Haushalte ein Drittel des Gesamtvolumens. Im Schnitt werden je Erbfall 363.000 Euro weitergegeben, rechnet man die Vermögenden heraus, bleiben 242.000 Euro übrig. Wer Geschwister hat, erhält allerdings noch einmal weniger. Meist sind es Geringverdiener, die mehr Kinder haben.

Wer in Deutschland jedoch eine Immobilie erbt, hat in der Regel auch das Glück, deutlich mehr Geld zu erhalten. Der Nachlass beläuft sich dann auf über 150.000 Euro. Bei den Immobilienlosen erben eine solche Summe hingegen nur vier Prozent. „Die Masse der immobilienlosen Erblasser vererbt nur ein Gesamtvermögen von höchstens 25.000 Euro.“

Weniger Immobilien im Osten

Allerdings besteht beim Übertrag von Immobilien ein Gefälle zwischen West- und Ostdeutschland. Denn im Westen wird in jeder zweiten Erbschaft eine Liegenschaft weitergegeben, im Osten darf sich nur einer von drei über ein Haus oder eine Wohnung freuen (wenngleich der Osten aufgeholt hat). Erben Hinterbliebene eine Immobilie in der Peripherie, noch dazu in einem wenig attraktiven Bundesland, müssen sie sich mit geringeren Immobilienpreisen zufriedengeben. „Immobilieneigentümer oder Westdeutsche vererben mehr“, so die Conclusio.

Fraglich ist freilich, wie die Erben mit neu hinzugekommenem Vermögen umgehen werden. Sie leben nicht nur länger, sondern sind auch konsumorientierter. Schätzungen zufolge ist davon auszugehen, dass die Hälfte der Erbschaften bewahrt wird, der Rest wird umgeschichtet oder konsumiert. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2015)

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