Kurse in Schwellenländern sinken noch schneller als BRICs

General Economy As Turkey Heads For Elections And Lira Slides
General Economy As Turkey Heads For Elections And Lira SlidesBloomberg
  • Drucken

Die von der US-Investmentbank ernannten "Next 11" sollten die Lücke, die durch die schwachen Volkswirtschaften in den BRICs-Staaten entstanden waren, schließen.

Vor einem Jahr sah es noch so aus, als würden die von Goldman Sachs Group Inc. gewählten Nachrücker unter den wohl vielversprechendsten Schwellenländern jene Lücke füllen, welche durch sinkende Investmenterträge der BRICs- Staaten Brasilien, Russland, Indien und China entstanden war. Damals lagen die Aktienkurse in der von Goldman als "Next 11" bezeichneten Gruppe (siehe Factbox unten), zu der Länder wie die Türkei und Mexiko gehören, in der Nähe von Allzeithochs.

Ausländische Investoren hatten diese Märkte mit Barmitteln geflutet. Die Zuflüsse bei Goldmans US-Aktien-Fonds "Next 11" ließen das dort verwaltete Vermögen auf das Doppelte dessen steigen, was der BRICs-Fonds von Goldman umfasste. Doch inzwischen sehen die "Next 11" für Investoren sogar noch schlimmer aus als die vier Länder, die sie eigentlich ersetzen sollten.

Staaten zu unterschiedlich

Der Next-11-Index von MSCI Inc. fiel seit Jahresbeginn bis Freitag vergangener Woche um 19 Prozent - verglichen mit einem Verlust von nur 14 Prozent bei den BRICs- Staaten. Ausländisches Kapital macht sich eilig aus dem Staub.
Der Goldman-Fonds ist fast auf die Hälfte geschmolzen, nachdem sich das Minus seit seiner Auflegung vor rund vier Jahren auf etwa 11 Prozent erhöht hatte.

Für John-Paul Smith- einen der wenigen Strategen, die die Verluste in den Schwellenländern korrekt prognostiziert hatten - illustriert das Minus bei den "Next 11" die Gefahren, die mit der Gruppierung von vielen ganz unterschiedlichen Ländern in ein einzelnes Investment-Thema einhergehen. Vermögensverwalter "bewegen sich zunehmend von Akronym- basierten Investments weg", sagt Smith. Der ehemalige Stratege der Deutschen Bank AG gründete im vergangenen Jahr die Londoner Analyse-Firma Ecstrat. "Innerhalb der Schwellenländer ist es recht schwierig, einen Markt mit einer Kombination aus attraktiven Bewertungen und konstruktiven Politik-Entwicklungen ausfindig zu machen."

UBS-Stratege: "Es läuft überall schlecht"

Laut Katie Koch, Managing Director bei Goldman Sachs Asset Management, liegt trotz des diesjährigen "Next-11"-Rückgangs der Ertrag seit dem Start im Jahr 2011 immer noch über jenem des MSCI Emerging Markets Index, der im selben Zeitraum ein Minus von 16 Prozent verzeichnete. "Natürlich sind wir enttäuscht, dass N-11 als Anlageklasse Gegenwind spürt; dennoch hat der Fonds sich so entwickelt, wie er sollte - indem er die breiten Schwellenmärkte innerhalb eines vollständigen Markt-Zyklus hinter sich gelassen hat", sagt Koch.

Kollege Geoffrey Dennis, Chef für weltweite Schwellenländer-Strategie bei der UBS Group AG in Boston, sieht "einfach sehr viel negative Stimmung. Es gibt nicht viele Schwellenländer, die sich davon abheben - ob es nun Next-11 oder BRICs sind - es läuft überall schlecht."
Auch wenn viele "Next-11"-Länder unter der lahmenden Konjunktur in China und dem damit einhergehendem Nachfrage- Rückgang leiden, sind viele Probleme hausgemacht.

Politik belastet

In der Türkei beispielsweise gelang es nach den Wahlen vom 7. Juni nicht gelungen, eine Koalition zu bilden. Das belastete das Investorenvertrauen und schickte die Lira auf einen Rekordtiefstand. Der Kurs von Turkiye Garanti Bankasi AS, einem der größten Posten in Goldmans "Next-11"-Fonds, verlor dieses Jahr rund ein Viertel an Wert.
In Nigeria hat Präsident Muhammadu Buhari, der im Mai an die Macht kam, noch immer kein Kabinett benannt. Die Bemühungen der dortigen Zentralbank, die eigene Währung zu verteidigen, zehren derweil die Devisenreserven auf. Nigerian Breweries Plc, die lokale Tochter von Heineken, sank in diesem Jahr ebenfalls um rund ein Viertel.

Aus der Sicht des Volkswirts Alex Wolf von Standard Life Investments sind die gemeinsamen Merkmale der elf Märkte mittlerweile geradezu vernachlässigbar:
"Die Unterschiede zwischen diesen Ländern könnten nicht größer sein: das Wachstumsmodell, der Ausblick, die Demographie und die Rohstoffe", sagte er. "Man muss sich jedes Land für sich ansehen."

"Next 11"

Zu dieser von Goldman Sachs benannten Staatengruppe gehören Bangladesch, Ägypten, Indonesien, Iran, Mexico, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Turkei, Südkorea und Vietnam.

(Bloomberg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.