Abgas-Affäre bei VW: "Eine Imagekatastrophe par excellence"

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FILE GERMANY VOLKSWAGENAPA/EPA/JULIAN STRATENSCHULTE
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Autoexperte Dudenhöffer legt Volkswagen-Chef Winterkorn den Rücktritt nahe. Die Aktie ist so stark eingebrochen wie zuletzt vor sechs Jahren.

Im Zusammenhang mit Abgas-Manipulationen hat Volkswagen den Verkauf einiger Diesel-Fahrzeuge in den USA gestoppt. US-Autohändler seien angewiesen worden, bestimmte Wagen des Modelljahres 2015 zurückzuhalten, sagte ein VW-Vertreter am Sonntag. Die Zahl der betroffenen Fahrzeuge nannte er nicht. VW hatte zuvor Abgas-Manipulationen in den USA zugegeben, die eine Milliarden-Strafe nach sich ziehen könnten. Konzern-Chef Martin Winterkorn kündigte eine externe Untersuchung der Vorgänge an. Die US-Umweltschutzbehörde EPA wirft VW vor, bei knapp 500.000 Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften mit Hilfe einer Software vorsätzlich umgangen zu haben.

Größter Kursturz seit sechs Jahren

Die VW-Aktie rasselte in den Keller und brach am Montag in der Früh in der Spitze um 18,6 Prozent auf 132,20 Euro ein. Mit dem größte Kurssturz seit sechs Jahren verlor der deutsche Autokonzern mehr als 12 Milliarden Euro an Börsenwert. 

Am Mittwoch kommt das mächtige Präsidium des VW-Aufsichtsrats nach dpa-Informationen zu einer Krisensitzung zusammen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Konzernkreisen. Demnach wird der Führungszirkel über die Folgen der manipulierten Abgastests beraten.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer legt dem Konzernchef Martin Winterkorn einen Rücktritt nahe. Als direkter Verantwortlicher für Forschung und Entwicklung habe der Vorstandsvorsitzende entweder von den Manipulationen gewusst oder sei ahnungslos und habe seinen Geschäftsbereich nicht im Griff, sagte Dudenhöffer der "Frankfurter Rundschau".

"Winterkorn nicht mehr tragbar"

"In beiden Fällen würde ich sagen, dass Winterkorn an der Konzernspitze nicht mehr tragbar ist", so der Autoexperte zur "FR" (Montag). Experte Dudenhöffer schloss in der "FR" nicht aus, dass auch hiesige Modelle mit der Software ausgestattet sein könnten. Der Skandal sei jedenfalls eine "Imagekatastrophe par excellence".

Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Deutschen Bundestag, die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn, erklärte, eine "so umfassende Softwaremogelei" müsse mit dem Wissen der Führung in Wolfsburg passiert sein. "Alles andere würde mich wundern." Ihrer Auffassung nach könnten auch noch andere Automarken im Ringen um die Einhaltung von Abgasvorschriften in Europa und den USA bei Manipulationen erwischt werden. Sie würde sich darüber "nicht wundern".

(APA/Reuters)

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