VW-Chef Winterkorn: "Es tut mir unendlich leid"

Martin Winterkorn:
Martin Winterkorn: "Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten."VW
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Ein riesiger Manipulationsskandal erschüttert VW. Konzernchef Winterkorn will dennoch nicht seinen Posten räumen. In einem Video-Statement bittet er um Vertrauen für den "weiteren Weg". Medien berichten von seiner Ablöse.

Der Manipulationsskandal beim Zwölf-Marken-Konzern VW nimmt immer größere Dimensionen an: Volkswagen geht davon aus, dass weltweit elf Millionen Fahrzeuge betroffen sind. Bei Motoren vom Typ EA 189 sei eine "auffällige Abweichung zwischen Prüfstandswerten und realem Fahrbetrieb" festgestellt worden. Man arbeite an einer Lösung. Nachdem am Dienstag bereits heftig über seine Ablöse spekuliert wurde, machte VW-Chef Martin Winterkorn klar: Freiwillig tritt er nicht zurück. Es wäre falsch, wenn wegen der schlimmen Fehler einiger weniger die ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter Generalverdacht gerate, sagte Winterkorn in einem Video-Statement, das auf der Webseite des Konzerns veröffentlicht wurde. "Deshalb bitte ich um Ihr Vertrauen auf unserem weiteren Weg."

Er meinte: "Die Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht. Auch ich habe zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Antworten auf alle Fragen." Der 68-Jährige betonte: "Es tut mir unendlich leid, dass wir dieses Vertrauen enttäuscht haben. Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten." Er werde alles tun, um den Skandal aufzuklären: "Ich gebe Ihnen mein Wort".

Porsche-Chef als Nachfolger?

The IAA Frankfurt Motor Show Preview Day 1
The IAA Frankfurt Motor Show Preview Day 1Bloomberg

Winterkorn habe nicht mehr das Vertrauen des Aufsichtsrats, zitierte wenige Stunden zuvor der "Tagesspiegel" Aufsichtsratskreise. Nachfolger des 68-Jährigen solle Porsche-Chef Matthias Müller werden, hieß es im Bericht. Volkswagen hat dies sofort heftig dementiert. Eine solche Behauptung sei "Schwachsinn", sagte ein Sprecher. Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies zufolge wird die Affäre am Ende aber auch personelle Konsequenzen haben. Zunächst sei jedoch eine gründliche Aufklärung nötig. Der Aufsichtsrat von Volkswagen tagt am Freitag. Eigentlich sollte der Vertrag von Winterkorn bei der Sitzung verlängert werden. Mittlerweile wurde bekannt, dass das Gremium nicht erst am Mittwoch zusammen komme, sondern bereits am Dienstagabend am Flughafen Braunschweig, so berichtet es die "Hannoversche Allgemeine Zeitung". Unter Berufung auf Kreise des Aufsichtsrats hieß es, der VW-Chef habe das Vertrauen großer Aktionäre verloren. Er stehe deshalb offenbar unmittelbar vor der Ablösung. Offiziell wurde dazu aber auch nach Ende der Sitzung nichts bekannt. Das Treffen sollte am Mittwoch fortgesetzt werden, hieß es.

Abgas-Skandal bei VW
Abgas-Skandal bei VWAPA

VW legt 6,5 Milliarden Euro zur Seite

Seinen Ausgang hatte die Affäre in den USA. Die dortige Umweltschutzbehörde EPA verdächtigt Volkswagen, bei rund 500.000 Diesel-Fahrzeugen von VW und Audi die Abgasvorschriften vorsätzlich umgangen zu haben. Deren Verkauf in den USA wurde vorerst gestoppt. Zur Größenordnung: Für das gesamte Jahr 2014 lag der US-Absatz von Volkswagen bei fast 600.000 Stück. Weltweit wurden 2014 rund 9,5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert.

Für "notwendige Servicemaßnahmen" und weitere Anstrengungen, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, will Volkswagen im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 6,5 Milliarden Euro zurückstellen. Dadurch werde das Ergebnis im laufenden Jahr geschmälert, kündigte der Konzern am Dienstag mit. Die Ergebnisziele würden entsprechend angepasst. 

Die VW-Aktie reagierte auf die schlechten Nachrichten mit einem massiven Absturz: Die Titel rauschten um bis zu 23,3 Prozent auf 101,35 Euro in die Tiefe, nachdem die Aktien bereits am Montag um knapp 19 Prozent eingebrochen waren. Damit büßte der Wolfsburger Konzern seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals knapp 27 Milliarden Euro an Börsenwert ein.

>>> Bericht auf "Tagesspiegel.de"

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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