VW-Chef Martin Winterkorn tritt zurück

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Der 68-jährige Manager zog am Mittwoch die Konsequenzen aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA. Winterkorn ist sich "keines Fehlverhaltens bewusst". Porsche-Chef Matthias Müller gilt als Favorit für seine Nachfolge.

Martin Winterkorn tritt als Vorstandschef von Europas größtem Autobauer Volkswagen zurück. Das gab der Konzern am Mittwoch nach einer Krisensitzung der obersten Aufseher in Wolfsburg bekannt. Der 68-Jährige war durch den Abgas-Skandal in den USA in Bedrängnis gekommen. "Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren", heißt es in einer Erklärung Winterkorns. "Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell", so Winterkorn weiters.

Winterkorn: Keines Fehlverhaltens bewusst

Als Vorstandschef übernehme er die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren. Er habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen. "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltes bewusst bin", erklärte Winterkorn.

Strafzahlungen in Milliardenhöhe drohen

In den USA drohen VW wegen des Diesel-Skandals Strafzahlungen von bis zu 18 Mrd. Dollar (16,1 Mrd. Euro). Bei internen Untersuchungen war zudem herausgekommen, dass weltweit bis zu elf Millionen Diesel-Fahrzeuge von manipulierten Abgaswerten betroffen sein könnten. Allein für Rückrufe und weitere Schritte, um Vertrauen in die VW-Technik zurückzugewinnen, legt der Konzern rund 6,5 Mrd. Euro zur Seite und kappt seine Gewinnziele für 2015. Seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals hat VW zeitweise bis zu 30 Mrd. Euro seines Börsenwerts eingebüßt.

Winterkorn war 2007 von der VW-Tochter Audi an die Konzernspitze in Wolfsburg gewechselt. Unter seiner Führung ist Europas größter Autobauer in den vergangenen Jahren rasant gewachsen.

Porsche-Chef als Favorit für Nachfolge

Porsche-Chef Matthias Müller ist nach Informationen von Insidern der Favorit des Aufsichtsrats-Präsidiums von Volkswagen als Nachfolger des zurückgetretenen Konzernchefs Martin Winterkorn. In der engen Auswahl seien Müller, Audi-Chef Rupert Stadler und VW-Markenchef Herbert Diess.

"Die größten Chancen hat Müller, weil er schon lange im Konzern ist", sagte ein Insider am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Als ehemaliger Produktstratege des Konzerns kenne er die gesamte Gruppe der zwölf VW-Marken gut, erklärte eine zweite Person mit Kenntnis der Beratungen. Ein dritter Insider bestätigte diesen Kreis der Kandidaten.

Aufsichtsratschef Berthold Huber hatte angekündigt, auf der Aufsichtsratssitzung am Freitag werde ein neuer Konzernchef bestimmt.

  • Erklärung von Winterkorn im Wortlaut:

"Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren.

Als Vorstandsvorsitzender übernehme ich die Verantwortung für die bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren und habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen. Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin.

Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell. Mit meinem Rücktritt mache ich den Weg dafür frei.

Mein Antrieb war es immer, dem Unternehmen, vor allem unseren Kunden und Mitarbeitern zu dienen. Volkswagen war, ist und bleibt mein Leben.

Der eingeschlagene Weg der Aufklärung und Transparenz muss weitergehen. Nur so kann wieder Vertrauen entstehen. Ich bin überzeugt, dass der Volkswagen Konzern und seine Mannschaft diese schwere Krise bewältigen werden."

(APA/Reuters)

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