Geldpolitik: Ukraine und Norwegen senken Zinsen

(c) Bloomberg (Krister Soerboe)
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Norwegen schließt sogar negative Zinsen nicht mehr aus. Dem Land macht der Ölpreisverfall zu schaffen.

Kiew/Oslo. Die ukrainische Zentralbank hat den Leitzins erneut deutlich gesenkt. Der Schlüsselsatz für die Versorgung des Finanzsystems mit Geld werde von zuvor 27 Prozent auf 22 Prozent herabgesetzt, teilte die Notenbank am Donnerstag mit.
Es ist bereits die zweite Senkung innerhalb eines Monats. Erst Ende August wurde der Zins auf 27 von 30 Prozent gekappt.

Der Devisenmarkt habe sich stabilisiert und die Inflationsgefahren hätten nachgelassen, erklärte die Zentralbank. Die Teuerungsrate ist zwar seit vier Monaten rückläufig, mit 52,8 Prozent im August aber immer noch hoch.

Mit der dritten Tranche aus einem Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnet die Ukraine Mitte November. Dadurch könnten die Devisenreserven auf 15 von bisher 13 Mrd. Dollar (11,7 Mrd. Euro) anwachsen, sagte Notenbank-Chefin Waleriia Gontarewa.

Wegen Misswirtschaft, Korruption und des Konflikts mit prorussischen Separatisten im Osten steht das Land vor dem Bankrott. Die Wirtschaft werde in diesem Jahr um 11,5 Prozent schrumpfen, sagte Gontarewa. Im kommenden Jahr werde es aber wieder ein Wachstum von 2,4 Prozent geben.

Zinsrekordtief in Norwegen

Die norwegische Zentralbank hat die Zinsen indes auf ein Rekordtief gesenkt. Sie kappte den Schlüsselsatz für die Versorgung des Finanzsystems mit Geld am Donnerstag um einen weiteren Viertelpunkt auf 0,75 Prozent. Notenbank-Chef Oeystein Olsen deutete zudem eine weitere Lockerung und sogar die Möglichkeit negativer Zinsen an.

Norwegen macht der Ölpreisverfall zu schaffen. Ein Fünftel seiner Wirtschaftsleistung schöpft das Land aus der Ölförderung vor der Küste. Insofern sieht sich die Notenbank einem Dilemma ausgesetzt: Sie muss die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig einen überhitzten Immobilienmarkt wieder auf Normalmaß bringen.

Den Einlagesatz senkte die norwegische Notenbank auf minus 0,25 Prozent. Damit müssen Banken in Norwegen erstmals eine Art Strafgebühr auf Gelder bezahlen, die sie kurzfristig bei der Zentralbank parken. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2015)

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