Produktionsvorstand Blume neuer Chef bei Porsche

Porsche AG Announces Financial Results For 2012
Porsche AG Announces Financial Results For 2012(c) Bloomberg
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Oliver Blume folgt Matthias Müller nach, der an die VW-Spitze gerückt ist. Die Personalrochaden und das Köpferollen beim angeschlagenen Konzern gehen weiter.

Der Sportwagenbauer Porsche hat einen neuen Chef. Der bisherige Produktionsvorstand Oliver Blume übernimmt zum 1. Oktober den Chefsessel bei der VW-Tochter, wie die Porsche AG am Mittwoch nach einer Sitzung ihres Aufsichtsrats mitteilte. Damit folgt der 47-Jährige auf Matthias Müller, der vergangene Woche als Folge des Dieselskandals an die Spitze des Volkswagen-Konzerns gerückt war. Blume ist schon seit gut zwei Jahrzehnten im VW-Konzern tätig, 2013 kam er als Produktionsvorstand zu Porsche. Damit geht zumindest ein Teil der Zuffenhausener Erfolgsgeschichte vergangener Jahre auch auf Blumes Konto.

Vom Dieselskandal ist Porsche nach Firmenangaben bisher unberührt. Der Sportwagenbauer hat die vom Skandal betroffenen eher kleinen Motoren nicht im Programm, zudem ist Diesel nur ein Randthema. Porsche setzt vor allem auf Benziner.

Ein Dutzend VW-Manager beurlaubt

Überhaupt nicht zur Ruhe kommt hingegen der VW-Konzern. Einem Bericht zufolge hat Volkswagen rund ein Dutzend Mitarbeiter beurlaubt. Wie das "Manager Magazin" am Mittwoch online berichtete, werden die Betroffenen verdächtigt, an Entwicklung und Einsatz der zur Manipulation von Abgaswerten genutzten Software beteiligt gewesen zu sein - oder zumindest frühzeitig davon gewusst zu haben. Der Großteil der beurlaubten Mitarbeiter sei in der Motorenentwicklung und Abgasnachbehandlung tätig gewesen. Unter den beurlaubten Mitarbeitern sind dem Bericht zufolge "Entwickler und Manager auch höherer Hierarchieebenen in Deutschland und den USA". Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte bereits am Montag ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn eingeleitet. 

Der Rechercheverbund von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR hatte am Dienstag berichtet, dass der ranghohe VW-Manager Heinz-Jakob Neußer in den Fokus des Skandals geraten sei. Interne Untersuchungen hätten ergeben, dass der inzwischen beurlaubte Manager 2011 den Hinweis eines Motorentechnikers auf möglicherweise illegale Praktiken abgetan habe.

Dudenhöfer: Pötsch als AR-Chef "nicht tragbar"

Vor der Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums von Volkswagen am Mittwoch hat Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vor einer Berufung von Finanzvorstand Hans-Dieter Pötsch zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewarnt. Pötsch sei "nicht tragbar", sagte Dudenhöffer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Pötsch habe die Anleger nicht gewarnt, "selbst als das Schreiben der US-Umweltbehörde EPA bereits tagelang im Internet stand". Das sei ein Fehler des Finanzvorstands. Wenn VW nun Klagen von Aktionären bekomme, dann sei Pötsch aus seiner Sicht dafür verantwortlich, sagte Dudenhöffer weiter.

Auch Kommunikationschef Stefan Grühsem scheidet Unternehmenskreisen zufolge bei Volkswagen aus. Es werde erwartet, dass der 53-Jährige, ein enger Vertrauter des zurückgetretenen Martin Winterkorn,  diesen Rücktritt noch am Mittwoch bekanntgeben werde, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. "Müller bringt seinen Vertrauten von Porsche mit", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Er hole den Leiter der Porsche-Kommunikation, Hans-Gerd Bode, nach Wolfsburg.

Die Auswirkungen des Abgas-Skandals kommen allmählich auch in der Autoproduktion und bei den Tochtergesellschaften an. Im Motorenwerk Salzgitter fährt Volkswagen die Produktion zurück. Und die VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services hat bis zum Jahresende einen Einstellungsstopp verhängt.

(APA/Reuters)

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