Uhr für GM-Insolvenz in den USA tickt

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Themenbild(c) REUTERS (Tami Chappell)
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Bis zur letzten Minute finden Gespräche zur geplanten Verstaatlichung statt. Die offizielle Ankündigung der Insolvenz wird für Pfingstmontag erwartet, der Neustart soll in 60 bis 90 Tagen gelingen.

Für den gut 100-jährigen Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) laufen die Vorbereitungen zur Insolvenz als der letzten Überlebenschance auf Hochtouren. Die offizielle Ankündigung wird am Pfingstmontag bei einer Rede von US-Präsident Barack Obama erwartet, wenn das von ihm gestellte Ultimatum für GM abläuft.

Bis zur letzten Minute soll über das Wochenende die zur Rettung geplante Verstaatlichung vorbereitet werden. So soll GM möglichst schnell wieder aus der Insolvenz fahren. Der Neustart solle nach Obamas Plan binnen 60 bis 90 Tagen gelingen, so US-Medien unter Berufung auf Regierungsbeamte.

Das gerichtliche Gläubigerschutz-Verfahren wäre das größte seiner Art in der US-Geschichte. Die Dauer hängt entscheidend von den mehreren zehntausend Gläubigern ab, denen der größte US-Autobauer 27 Milliarden Dollar (19,2 Mrd. Euro) schuldet. Sie haben nach einem verbesserten Angebot nun bis diesen Samstagabend (17 Uhr Ortszeit/23 MESZ) Zeit, dem Rettungsplan zuzustimmen.

Ein Nein der Kreditgeber würde die ohnehin komplizierte Insolvenz nochmals dramatisch erschweren. Etwa 20 Prozent von ihnen stimmten bereits zu. Mit einer zweiten Gläubigergruppe, die für weitere 30 Prozent der GM-Schulden stehe, sei das Finanzministerium im Gespräch, so die "New York Times" (NYT).

Für ihren Schuldenverzicht sollen die Kreditgeber zehn Prozent am neuen Konzern bekommen und später ihren Anteil auf bis zu 25 Prozent aufstocken können. Die Autogewerkschaft UAW soll für Zugeständnisse 17,5 Prozent erhalten. Die Mehrheit übernimmt zunächst die Regierung mit 72,5 Prozent. Dafür pumpt sie zur Sanierung weitere 30 Milliarden Dollar in GM, zusätzlich zu bereits gewährten 20 Milliarden Dollar.

Wettbewerber Chrysler steht mit dem neuen Partner Fiat gerade vor dem rettenden Sprung aus der vor einem Monat gestarteten Insolvenz. Der Fall GM ist aber wegen der Größe des Konzerns, der Notierung an der Börse und auch wegen Opel viel komplizierter.

Der einst weltgrößte Autobauer soll sich über die Insolvenz gesundschrumpfen: Aus Opel und der britischen Schwester Vauxhall will sich GM großteils zurückziehen. Die schwedische Tochter Saab sowie die US-Marken Hummer und Saturn sollen abgestoßen werden. Pontiac muss sterben.

Weltweit sollen weniger als 200.000 der zuletzt noch 235.000 Jobs im Konzern übrigbleiben. Vor zehn Jahren gab es bei GM noch doppelt so viele Stellen. Weitere 14 US-Fabriken werden stillgelegt.

Die Altlasten, die der "neue" GM-Konzern in der Insolvenz hinter sich lässt, sollen allmählich abgewickelt werden. Die verbliebenen Aktionäre gehen voraussichtlich leer aus. Es könne 6 bis 18 Monate dauern, ehe GM wieder ein börsengehandeltes Unternehmen werde, so das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Regierungsbeamte.

Von Anfang 2005 bis heute hat GM ein Minus von insgesamt 88 Milliarden Dollar eingefahren. Zum Verhängnis wurden GM weit zu hohe Kosten und eine verfehlte Modellpolitik mit überwiegend bulligen Geländewagen und spritfressende Limousinen.

(Ag.)

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