Hunderte stürmten eine Sitzung, bei der Betriebsrat und Führungsebene über die Sparpläne diskutierten. Es kam zu einem Handgemenge.
Dass französische Arbeiter ihre Chefs nicht gerade mit Samthandschuhen anfassen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Man denke nur an die Goodyear-Mitarbeiter, die im Jahr 2014 zwei Manager als Geiseln genommen haben. So mancher bezeichnet Frankreich gar schon als "kommunistisches Land". Nun ist es bei der Fluggesellschaft Air France zu heftigen Turbulenzen gekommen: Demonstranten haben ihre Wut über Sparpläne der Fluggesellschaft Air France an ihren Managerns ausgelassen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Personalchef Xavier Broseta und Vorstandsmitglied Pierre Plissonnier mit zerrissenem Hemd aus einem Handgemenge flüchtet. Zuvor stürmten hunderte Demonstranten ein Treffen von Konzernführung und Betriebsrat und erzwangen den Abbruch der Sitzung.
"Das Management von Air France verurteilt die körperlichen Gewalttaten entschieden", teilte das Unternehmen mit und kündigte eine Klage an.
Auf dem Treffen am Air-France-Sitz am Flughafen Charles-de-Gaulle bei Paris wurde über die Sparpläne der Air-France-Spitze gesprochen, durch die nach Gewerkschaftsangaben bis zu 2900 Stellen in Gefahr sind. Nach dem Eindringen der Demonstranten wurde die Sitzung unterbrochen. "Diese Gewalt ging von einigen besonders aggressiven Einzelpersonen aus, während die Demonstration streikender Mitarbeiter bis dahin ruhig verlaufen war", hieß es vom Unternehmen weiter.
Konkurrenz durch Billigflieger
Air France ist in Europa durch Billigflieger und bei Langstreckenflügen durch die Konkurrenz von Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten unter Druck geraten. Mit dem Sparplan "Perform 2020" wollte die Fluggesellschaft wieder wettbewerbsfähiger werden, Verhandlungen mit den Gewerkschaften scheiterten aber. Vergangene Woche gab der Verwaltungsrat des Konzerns daher grünes Licht für einen alternativen Sparplan.
Air France setzt nicht mehr nur auf das freiwillige Ausscheiden von Mitarbeitern, sondern schließt auch Entlassungen nicht aus. Gespart werden soll zudem im Langstreckennetz. Insidern zufolge ist weiters geplant, die Bestellung von 19 Boeing-Dreamlinern zu stornieren. Die Beratungen mit dem Betriebsrat sollen am Montag nicht mehr fortgesetzt werden.
(APA/dpa/sk)