VW büßt über eine Milliarde Euro Markenwert ein

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Die Affäre aufgrund der von VW manipulierten Abgaswerte sorgt nun auch für politische Reaktionen: Frankreich will Diesel künftig höher besteuern. Die Ermittlungen konzentrieren sich zunehmend auf einige Manager.

Wien. An der Börse hat VW durch den Abgasskandal bereits ordentlich Federn lassen müssen. Innerhalb von nur zwei Wochen sank der Wert des Unternehmens um mehr als 30 Mrd. Euro auf rund 47 Mrd. Euro. Sollte VW eine technische Lösung für den bisher nur mittels Manipulation unter die vorgeschriebenen Grenzwerte gedrückten Schadstoffausstoß finden, kann sich der Börsenwert jedoch auch schnell wieder nach oben bewegen.

Anders sieht das hingegen beim Markenwert aus, der jedes Jahr von der US-Unternehmensberatung Interbrand ermittelt wird. Auch dieser sank innerhalb weniger Tage um mehr als eine Milliarde Euro von 12,3 auf 11,2 Mrd. Euro, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Der Rückgang sei in Wirklichkeit jedoch noch größer, da man vor Bekanntwerden des Skandals eigentlich eine Steigerung des Markenwerts um zehn Prozent berechnet hat, heißt es bei Interbrand. VW war damit die einzige Automarke, deren Wert im vergangenen Jahr geschrumpft ist.

„Dieselvorteile abschaffen“

Für Reaktionen sorgt die Causa nun auch zunehmend in der Politik. So gibt es in Frankreich bereits erste Überlegungen, für Dieselfahrzeuge die Steuern zu erhöhen. „Wir sollten die finanziellen Vorteile für Diesel in den nächsten fünf Jahren abschaffen“, sagte Umweltministerin Segolene Royal. Mehr als die Hälfte aller Autos auf den französischen Straßen haben einen Selbstzünder im Motorraum.

Auch in Großbritannien erklärte Premierminister David Cameron, dass seine Regierung es für möglich halte, zumindest Förderungen für Dieselfahrzeuge zu überprüfen. Diese gibt es aufgrund des geringeren Verbrauchs in manchen europäischen Ländern. In Spanien musste VW daher auch bereits zu Unrecht bezogene Subventionen zurückzahlen.

Die Ermittlungen der deutschen Finanzaufsicht Bafin werden nach Auskunft der Behörde noch länger andauern. Sie überprüft, ob es angesichts des massiven Kursrutsches zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist und ob VW die Aktionäre auch früh genug informiert hat. Entsprechende Klagen von geschädigten Anlegern sind bereits in Vorbereitung.

Die interne Untersuchung, wie es zu der Manipulation gekommen ist, konzentriert sich indes zunehmend auf einige hochrangige Entwicklungsmanager. Im Zentrum soll dabei der vor einer Woche suspendierte Audi-Vorstand Ulrich Hackenberg stehen, der früher Entwicklungschef von VW war. Antworten erwartet sich die Öffentlichkeit nun vom neuen VW-Chef, Matthias Müller. Dieser will heute, Dienstag, vor VW-Mitarbeitern erklären, wie er den Konzern aus dem Skandal führen will. (ag./jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2015)

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