VW: Ohne Schmerzen geht es nicht

VW-Vorstand Matthias Müller.
VW-Vorstand Matthias Müller.(c) AFP (JOHN MACDOUGALL)
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Der neue Vorstand Matthias Müller kündigt vor der Belegschaft massive Einsparungen an. Alle Investitionen werden auf den Prüfstand gestellt.

Wolfsburg. Frohbotschaft war es keine, die der neue VW-Chef seiner Belegschaft am gestrigen Dienstag zu überbringen hatte. Matthias Müller sprach auf einer eigens anberaumten Betriebsversammlung von großen Belastungen und massiven Einsparungen, die auf den Autobauer zukommen werden. „Das wird nicht ohne Schmerzen gehen.“ Was der Vorstand damit zum Ausdruck bringen wollte: In Zeiten wie diesen ist bei Volkswagen nichts mehr ausgeschlossen. Auch der Abbau von Arbeitsplätzen nicht.

Noch zeigt sich die Belegschaft optimistisch. Zahlreiche Teilnehmer sollen T-Shirts mit der Aufschrift „Ein Team – eine Familie“ getragen haben. Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Chefetage müsste ihren Beitrag zur Affäre leisten. Betriebsratschef Bernd Osterloh erklärte jedenfalls, genau hinsehen zu wollen, wenn es um den Bonus für den Vorstand gehe. Der Arbeitnehmervertreter machte deutlich, dass er nicht bereit sei, die Mitarbeiter für das Fehlverhalten einiger Manager büßen zu lassen. Zusätzlich gab Müller bekannt, sämtliche Investitionen auf den Prüfstand zu stellen, da die geschäftlichen und finanziellen Folgen des VW-Skandals noch nicht absehbar seien. Das, was als nicht notwendig empfunden werde, „wird gestrichen oder geschoben“, so Müller.

VW, der Milliardenkonzern, stemmt auch Investitionen in dieser Größenordnung. Im November des Vorjahres teilte das Unternehmen etwa mit, in den kommenden fünf Jahren rund 86 Mrd. Euro in neue Projekte, Technologien oder seine globale Präsenz zu stecken. Das hatte der Vorstand noch unter seinem einstigen Vorsitzenden Martin Winterkorn beschlossen. Doch der nahm im Zuge der Abgasaffäre seinen Hut.

Anhörung vor US-Kongress

VW hat Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen mit Software manipuliert, und diese gezielt in elf Millionen Fahrzeuge eingebaut. In den USA ist der Autobauer damit aufgeflogen. Wie sich herausgestellt hat, rollen knapp zwei Drittel der betroffenen Autos auf Europas Straßen. Die Autos werden nun in die Werkstätten zurückbeordert. Ein Software-Update dürfte aber nicht in allen Fällen reichen, um das Problem zu beheben. Es seien teils auch Eingriffe an der Hardware notwendig, sagte Müller. Das dürfte teurer kommen.

Bislang stellte Volkswagen für eventuell anfallende Rechtsstreitigkeiten 6,5 Mrd. Euro in seiner Bilanz zurück. In den USA drohen dem Hersteller milliardenschwere Strafzahlungen.

Am Donnerstag wird sich der US-Chef des Konzerns, Michael Horn, den Fragen der Abgeordneten im Kongress stellen müssen. Heute, Mittwoch, will der Aufsichtsrat in Deutschland eine Zwischenbilanz über den Skandal ziehen. Möglicherweise kommen dabei auch weitere personelle Konsequenzen zur Sprache. Zudem muss dem Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt am gleichen Tag ein Fahrplan zur Behebung der Affäre vorgelegt werden. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2015)

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