USA: Aktien und Gold an der Supermarktkassa kaufen

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In den USA kann man beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt jetzt auch Gutscheinkarten für Aktien und Gold erwerben.

In Österreich haben sie sich auch schon eingeschlichen: Gutscheinkarten, die man an der Supermarktkassa kaufen kann, neben Schoko, Kaugummi und Schnaps in kleinen Flaschen. Die Karten kommen aus den USA und decken den Bedarf an Shoppingguthaben für die wirklich essenziellen Dinge des Lebens, also die Shops von Amazon, Apple und Facebook.

Aber die Amerikaner selbst sind mal wieder einen Schritt weiter. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, bieten die Handelsketten Kmart und Office Depot neben den bekannten Gutscheinen nun etwas an, was man bisher im Supermarkt vergeblich gesucht hat: Aktien. Die Idee stammt von Stockpile, einem kalifornischen Start-up. Die Aktiengutscheine sind entweder auf eine gewisse Firma bezogen – oder auf einen Index oder Preis. So können die Kunden sich für Facebook-, Coca-Cola- oder Apple-Papiere entscheiden. Oder sie greifen zu Produkten, die der Kursentwicklung eines Aktienindexes (etwa des S & P 500) folgen. Auch die Edelmetalle Gold und Silber kann man auf diesem Weg inzwischen erwerben.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Aktien und Edelmetalle werden so zum praktischen Geschenk. Die Nachteile: Der Beschenkte muss sich bei Stockpile registrieren, um seine Gutscheine einzulösen. Die Firma agiert dann als Broker – und verlangt für jede Transaktion 99 Cent zusätzlich.

Ein weiterer Nachteil: Anders als bei Aktien können die Gutscheinbesitzer nie auf echte Metalle wie Gold oder Silber zugreifen – sie erhalten bloß Anteile an Fonds, die die Preisbewegungen der Edelmetalle nachbilden, werden also zu unfreiwilligen Spekulanten. Dass dies den Erfolg der Idee gefährden könnte, ist aber nicht zu befürchten.

Rund 14 Prozent der Amerikaner haben direkten Aktienbesitz. Das ist zwar deutlich mehr als beispielsweise in Österreich, wo nur fünf Prozent Aktien besitzen, aber dennoch ausbaufähig. Und das Geschäft mit Gutscheinkarten boomt. Die Amerikaner haben vergangenes Jahr fast 100 Milliarden Dollar in Gutscheine investiert – fast das doppelte Volumen des Jahres 2005.

Die Karten von Stockpile kosten fünf Dollar für eine 25-Dollar-Karte. Die höchste Karte ist 100 Dollar wert. Wenn die gekaufte Aktie mehr kostet als das eingesetzte Kapital, erhalten die Kunden lediglich einen Anteil an der Aktie – eine Praxis, die an den Börsen längst üblich ist. Ob die Aktiengutscheine auch nach Europa kommen, ist bis dato unbekannt.

Mails an: nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2015)

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